Einführung |
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Die elektronische Edition historischer Quellen hat in den vergangenen 20 Jahren einen bedeutenden Aufschwung erfahren, sowohl im Hinblick auf ihre Anwendungsgebiete als auch auf ihre Methoden1. Dies gilt ebenfalls für die musiktheoretischen Schriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die sehr früh in den elektronischen Editionsprozess mit einbezogen wurden.
Mit dem an der Indiana University 1990 initiierten Projekt Thesaurus Musicarum Germanicarum (TML)2 wurde ein wichtiger Teil der lateinischen musiktheoretischen Quellen in Form von elektronischem Fließtext zur Verfügung gestellt. Analoge Initiativen folgten zum italienischen (SGI)3, englischen (ETM)4 und französischen (TFM)5 Korpus. Verzichteten diese Vorhaben auf editorische Eingriffe und auf einen kritischen Apparat, so hat das von Frans Wiering durchgeführte Projekt Thesaurus Musicarum Italicarum (TMI)6, unter Rückgriff auf die Empfehlung der Text Encoding Initiative (TEI)7, einen entscheidenden Meilenstein auf dem Gebiet der elektronischen Edition musiktheoretischer Texte gesetzt8. Weitere Impulse gingen aus von dem lexikographischen Ansatz des Lexique musical de la Renaissance (LmR)9 und des seit 2011 ebenfalls online zugänglichen Lexicon musicum Latinum medii aevi (LmL)10. Zuletzt leisteten das von Christophe Dupraz 2013 initiierte Projekt zu den Quellen des romanischen Sprachraums (TReMiR)11 und das im selben Jahr von Ronald Woodley begründete Projekt (EMT)12 wichtige Beiträge zur Ausrichtung der Editionsmethodologie auf wissenschaftliche Fragestellungen.
Die an den Bibliotheken durchgeführten Digitalisierungsprojekte der vergangenen Jahre haben dazu beigetragen ca. 50% des im deutschen Sprachraum zwischen 1490 und 1650 publizierten musiktheoretischen Korpus online in der Form von digitalen Faksimiles zur Verfügung zu stellen. Dennoch wurden diese Quellen, trotz ihrer entscheidenden Bedeutung für die Geschichte der Musiktheorie, von dem elektronischen Editionsprozess bislang weitgehend ausgespart. Von den 186 im deutschen Sprachraum zwischen 1490 und 1650 erschienenen Quellen sind ausschließlich 27 lateinsprachige Drucke im TML zugänglich (also ungefähr 15%). Die deutschsprachigen Drucke sind ihrerseits bislang gänzlich von den vergangenen Editionsprojekten unberücksichtigt geblieben.
Dieses von der Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel geförderte13 Editionsprojekt zum Syntagma Musicum, Band 3, des Michael Praetorius versteht sich als einen Beitrag auf dem Gebiet der Edition deutscher musiktheoretischer Quellen der frühen Neuzeit. Die Wahl fiel dabei nicht nur auf das Syntagma Musicum, weil dessen Autor als Wolfenbütteler Organist und Hofkapellmeister untrennbar mit der Herzog-August-Bibliothek verbunden ist. Das Werk ist ebenfalls aufgrund zweier weiterer Tatsachen als Ausgangspunkt genommen worden. Erstens stellt es hohe editionstechnische Herausforderungen aufgrund seiner aufwendigen Gestaltung in Form von Tabellen, Musikbeispielen und zahlreichen Sonderzeichen. Zweitens gewährt es einen hervorragenden Einblick in die musiktheoretischen Denkformen der Spätrenaissance und des Frühbarocks.
Das Syntagma Musicum, Band 3, ist der letzte überlieferte Teil des monumentalen musiktheoretischen Spätwerks des Michael Praetorius (*Creuzburg, 1571 – † Wolfenbüttel, 1621). Die Quelle ist von kaum überschätzbarem Wert, begegnen sich doch in ihr deutsche und italienische, protestantische und katholische, kirchliche und höfische, traditionsorientiere und progressive Anschauungen zur Musikkultur, Aufführungspraxis, Kompositionslehre und Musiktheorie in der Zeit unmittelbar vor dem Dreißigjährigen Krieg.
Das Werk ist deswegen von zentraler Wichtigkeit, weil es entscheidend beiträgt zur Rezeption der neueren italienischen Musiktheorie und Praxis in dem deutschsprachigen Raum. Es ist deshalb so aufschlussreich, weil seine Ausführungen zur Aufführungspraxis in enger Verbindung stehen mit dem kompositorischen Schaffen und anhand der zeitgleich erschienenen Polyhymniae Caduceatrix (1619) exemplifiziert werden.
Bezeichnenderweise verfasst Praetorius diesen Band nicht auf Latein sondern auf Deutsch und übersetzt ebenfalls – im Gegensatz zu Calvisius oder Baryphonus – die italienischen Autoren in diese Sprache. Damit richtet sich das Werk sowohl an „Musicis Theoricis“ als auch an „Practicis“14, d.h. Amateure, Interpreten, Instrumentenmacher und Schüler. Dass es dennoch wichtige Impulse für die deutsche Musiktheorie setzt, geht zurück auf drei wesentliche Züge: das Streben nach einer formal-hierarchisch stark strukturierten Anlage, die Kompilation einer immensen Anzahl an z.T. im damaligen deutschsprachigen Raum unbekannten Kompositionen und theoretischen Schriften15 und, damit einhergehend, die Fülle an den neu erbrachten sowohl spekulativen als auch praxisorientierten Details.
Praetorius war als Musiker und Musiktheoretiker weitgehend Autodidakt und hat – ungeachtet seiner humanistischen Bildung an Lateinschule und Universität – nicht die Lehre eines namenhaften Meisters genossen. Seine Schrift zeugt mithin von einer charakteristischen Ambivalenz zwischen akademischer Reflektion und Vulgarisierung, was sich u.a. dadurch auszeichnet, dass selbst die technisch-abstrakten Inhalte aus der Blickrichtung der Praxis behandelt werden. Demgegenüber ist das Werk geprägt von einem Willen zum Systematisieren, Klassifizieren, Definieren und Kategorisieren, der zum einen Praetorius eigenes Klärungsbedürfnis widerspiegeln mag, zum anderen den Versuch darstellt Ordnung in eine Welt zu schaffen, die starkem Wandel unterliegt – nicht nur aus politischer und wissenschaftlicher sondern auch aus musikalisch-künstlerischer Perspektive. Die vordergründige Kohärenz, die durch die barocken Taxonomien entsteht, leidet jedoch zeitweilig unter Systemzwängen und verbirgt nur mit Mühe die Heterogenität des Stoffes, der im Spannungsfeld steht zwischen Renaissancetradition und barocker Mannigfaltigkeit.
Eben dieses Spannungsfeld ist entscheidend für das Verständnis des Syntagma Musicum III. Auf der einen Seite steht es tief verwurzelt in der lutherischen Kantoreitradition. Auf der anderen Seite zeugt es von einer bemerkenswerten Aufgeschlossenheit für neue, insbesondere italienische Einflüsse. Dabei erscheint Praetorius' Kenntnis der jüngeren italienischen Musik und Theorie umso bewundernswerter als dass er selbst nie südlich der Alpen reiste. Die Rezeption erfolgte ausschließlich über das Studium der musikalischen und theoretischen Werke sowie über den Kontakt zum Dresdener Hof, zu Heinrich Schütz und zu den italienischen Musikern der Kapelle. Die Balance zwischen traditionsorientiertem Wahren und der italienischen Innovation bleibt dabei nicht unreflektiert. Syntagma musicum, Band III zeugt von dem historischen Anspruch, „das Eyß gebrochen, und die Bahn gemacht“16 zu haben um theoretische Traditionen an moderne Berdürfnisse anzupassen. Dabei hat Praetorius, wie später Christoph Bernhard, das Bewusstsein einer musikalischen Blütezeit, Bewusstsein das zwar hier noch keinen Stilbegriff voraussetzt, dennoch in diese Richtung weist, etwa bei den Ausführungen zum Madrigal, zur Motette, zur Gesanglehre und zu Besetzung. Dem Werk kommt somit, neben Praetorius und Schütz' kompositorischen Schaffen, nicht nur die Rolle eines Hauptvermittlers der italienischen Theorie und Praxis der Spätrenaissance und des Frühbarocks zu. Es trägt auch bei zu deren Assimilation aus der Perspektive der Musica-poetica-Tradition und bereitet den Weg für neue inhaltliche Orientierungen, die sich in den Folgejahrzehnten erst kristallisieren werden.
1. Transkription |
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Die Transkription wurde im Schriftformat UTF-817 erstellt und der Text Encoding Initiative entsprechend, gemäß den unter Abschnitt 2 aufgeführten Leitlinien, annotiert. Vom methodologischen Standpunkt aus wird eine mehrschichtige Edition angestrebt, die, bei Erhaltung der im Original enthaltenen Informationen, wahlweise eine Homogenisierung der typographischen Besonderheiten und der Interpunktion sowie eine Auflösung der Abkürzungen zulässt (siehe Abschnitt 3.1.).
1.1 Textgliederung und Paginierung |
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- Textgliederungen wurden auf allen hierarchischen Ebenen konsequent beibehalten. Ausnahmen sind stillschweigend korrigierte Satzfehler18 sowie Unterteilungen von langen Sätzen zur Verständniserleichterung (siehe auch 1.4.).
- Zeilenumbrüche wurden in den Prosateilen nicht transkribiert, wohl aber in den lyrischen Abschnitten. In den hierarchischen Tabellen wurden separate Einträge innerhalb eines Feldes durch Zeilenumbrüche getrennt.
- Kustoden wurden nicht transkribiert.
- Worttrennungen bei Seitenumbrüchen wurden systematisch aufgelöst, sodass das vollständige Wort vor dem Seitenumbruch wiedergegeben wird.
- Seitenzahlen wurden, falls nötig, in eckigen Klammern ergänzt bzw. korrigiert.
1.2. Typographie und Glyphenunterschiede |
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- Die Buchstaben [U, V, I, J, u, v, i, j] wurden getreu transkribiert und zusätzlich gemäß ihrer phonetischen Entsprechung kodiert.
- Die Differenzierung zwischen den s-Graphemen [ſ, s] bleibt erhalten, wobei ſ zusätzlich normalisiert wird.
- Die diakritischen Zeichen für Umlaute [aͤ, oͤ, uͤ etc.] und Abkürzungen [n̄ etc.] wurden übernommen und zusätzlich homogenisiert [ä, ö, ü etc.] bzw. aufglöst [nn etc.].
- Ligaturen wurden exakt kodiert und zusätzlich aufgelöst (siehe auch 1.3.), wobei griechische Ligaturen, die nicht im Unicode vorliegen, gesondert kodiert wurden und durch den Schriftsatz Renaissance Greek with Ligatures (RGreekL2) angezeigt werden19.
- Der Glyphenunterschied zwischen Antiqua und Fraktur wurde berücksichtigt und durch geraden bzw. kursiven Schriftzug angezeigt. Der Schriftzug innerhalb der Antiqua – gerade bzw. kursiv – wurde hingegen nicht transkribiert.
- Versalschrift wurde getreu transkribiert und zusätzlich normalisiert, sodass der Initiale grundsätzlich Kleinbuchstaben folgen.
1.3. Abkürzungen |
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- Abkürzungen wurden in der Transkription beibehalten und durch eine zusätzliche Kodierung aufgelöst.
- Sehr geläufige Abkürzungen, die den Lesefluss nicht behindern, wurden selbst in der modernen Textfassung (siehe dazu 3.1.) angezeigt20.
- Bei unterschiedlichen Abkürzungen derselben Texteinheit – beispielsweise [etc., &c. ⁊c] wurden die abgekürzten Formen zusätzlich homogenisiert.
1.4. Interpunktion |
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Alle Interpunktionszeichen wurden exakt transkribiert, wobei in der homogenisierten Fassung (siehe Abschnitt 3.1.) folgende Eingriffe vorgenommen wurden:
- Der Punkt [.] wird nach Zahlen nicht angezeigt und im Falle von Aufzählungen zum Komma [,] konvertiert.
- Der Punkt [.] am Satzende, der innerhalb von Klammern gesetzt ist, wird außerhalb der Klammer angezeigt21.
- Das Komma [,] wird vor Klammern [()] nicht angezeigt22.
- Die Virgel [/] wird zu Beginn von Aufzählungen mit „als“ als Doppelpunkt [:] wiedergegeben23.
- Das Komma [,] bzw. die Virgel [/] wurden bei außergewöhnlich langen Sätzen zum besseren Verständnis zum Punkt [.] konvertiert, wenn beide Glieder grammatikalisch vollständig bleiben.
- Das Semikolon [;] und der Doppelpunkt [:] werden:
- zum Punkt [.] konvertiert, wenn sie einer Hauptzäsur entsprechen und wenn die beiden Glieder grammatikalisch vollständig bleiben,
- zum Komma [,] konvertiert, wenn sie Nebenglieder unterteilen,
- zum Bindestrich [-] konvertiert im Falle der Repetition eines Gliedes bei zusammengesetzten Substantiven24,
- nicht angezeigt vor Klammern25 sowie vor und nach Titeln26, wenn sie die Funktion des Anführungszeichens vertreten.
- Anführungseichen [„“] werden in Blockzitaten nicht wiedergegeben.
- Der Benutzung des Bindestrichs [-] wurde in Aufzählungen vereinheitlicht27.
1.5. Orthographie |
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Die Orthographie folgt konsequent der Vorlage. Lediglich folgende Eingriffe wurden in der normalisierten Fassung vorgenommen:
- Satzanfänge und Versanfänge werden großgeschrieben.
- Die der Initiale nachfolgenden Buchstaben werden als Minuskeln wiedergegeben.
- Versalien und Binnenmajuskeln werden als Minuskeln wiedergegeben, mit Ausnahme von zusammengesetzten Substantiven.
- Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert.
1.6. Musikbeispiele und musikalische Zeichen |
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- Originale historische Schlüsselungen werden durch moderne Schlüsselungen ersetzt und vor dem System angezeigt.
- Der Ambitus wird bei vollständigen polyphonen Vokalwerken angegeben.
- Historische Taktzeichen werden beibehalten.
- Gesonderte Beispiele auf demselben Notensystem werden durch doppelte Taktstriche getrennt.
- Bei Beispielen mit Textunterlegung werden Bindebögen unter Berücksichtigung der Silbenverteilung ergänzt.
- Die Generalbassbezifferung ist getreu übernommen unter Ausschluss der Punkte hinter den Intervallziffern (siehe auch 1.4.).
- Reminiszenzen der Mensuralnotation sowie die Behilfsnotation für Zweiunddreißigstelnoten wurden nicht beibehalten28.
- Die Nummerierung der Notenbeispiele wird, falls nötig, korrigiert und ergänzt.
- Oktavlagenbezeichnungen durch diakritische Zeichen [ˉ] wurden durch ['] ersetzt.
2. Kodierungsleitlinien |
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Der Edition liegt die DTD bzw. das XML-Schema der Text Encoding Initiative in der gegenwärtig gültigen Fassung P5 zugrunde29. Die TEI-Kodierung wurde den spezifischen Projektanforderungen und der Editionsmethodologie gemäß eingegrenzt30. Die sich anschließenden Ausführungen stellen nacheinander die Kodierungsleitlinien innerhalb der Quelle (Abschnitt 2.1.) und innerhalb des Sachapparates (Abschnitt 2.2.) vor.
2.1. Quelle |
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Die Kodierungen innerhalb der Quelle werden im Folgenden gemäß der hierarchischen Ebene vorgestellt, sodass die Annotationen der satzübergreifenden Ebene (Abschnitt 2.1.1.), der Satzebene (Abschnitt 2.1.2.) und der Wortebene (Abschnitt 2.1.3.) nacheinander besprochen werden. Zuletzt wird auf ebenenübergreifende oder -unabhängige Elemente (Abschnitt 2.1.4.) eingegangen.
2.1.1. Satzübergreifende Ebene |
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Die Kodierungen der satzübergreifenden Ebene betreffen zum einen die Hauptgliederungen des Werkes, wie Hauptabschnitte, Kapitel und Unterkapitel (Abschnitt 2.1.1.1.). Zum anderen setzten sich diese aus den Annotationen für die Untergliederungen in Absätze, Strophen und analoge Strukturen oberhalb der Satzebene zusammen (Abschnitt 2.1.1.1.).
2.1.1.1. Hauptgliederungen |
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Textgliederungen werden, gemäß der hierarchischen Ebene, mit den Tags <div1> bis <div6> kodiert. Das Attribut @xml:id ermöglicht eine eindeutige Identifizierung nach dem Schema div_[1]_[2]_[...]_[6]. Im folgenden Beispiel zeichnet das Attribut @xml:id das 4. Kapitel innerhalb des 3. Hauptabschnittes aus.
<div2 xml:id="div_3_4">[…]</div2> |
2.1.1.2. Untergliederungen oberhalb der Satzebene. |
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Weitere Untergliederungen erfolgen in der Prosa durch die Tags <p> für Absätze. Absätze ohne Einzug werden durch das Attribut @rend mit dem Wert ["noindent"] ausgezeichnet. Der Tag <ab> wird für analoge Strukturen verwendet, die der semantischen Kohärenz des Absatzes nicht entsprechen.
<p>Diese Capellam habe ich nach meiner Wenigkeit, nicht unnötig zu seyn, sonderlich observiret.[...]</p> |
Lyrische Abschnitte werden mit den Tags <lg> und <l>, die Verse und übergeordnete Einheiten erfassen, kodiert. Im Tag <lg> zeichnet das fakultative Attribut @type Paarreime durch den Wert "couplet" aus. Nummerierte Verse werden mit dem fakultativen Attribut @n erfasst.
<lg type="couplet"> <l n="1">Traxerat Amphion, Thebanæ conditor Urbis,</l> <l n="2">(Fides si habenda fabulæs est)</l> [...] </lg> |
2.1.2. Satzebene |
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Kodierungen auf der Satzebene beziehen sich auf die Interpunktion.
2.1.2.1. Interpunktion |
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Interpunktionszeichen werden mit dem Tag <pc> kodiert, wobei das Attribut @type folgende Werte annehmen kann:
@type | Bedeutung |
"t1" | "." |
"t2" | "," |
"t3" | "?" |
"t4" | "!" |
"t5" | ";" |
"t6" | ":" |
"t7" | "–" |
"t8" | "(" |
"t9" | ")" |
"t10" | "-" |
"t11" | "|" |
Das Attribut @type wird weiterhin dazu verwendet die homogenisierten Interpunktionszeichen anzugeigen (siehe Abschnitt 3.1.).
[...] mit allem fleiß in acht genommen werde <pc type="t2">/</pc> wie kurtz vorher angezeigt worden<pc type="t1">.</pc> |
2.1.3. Wortebene |
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Kodierungen der Wortebene betreffen typographische Besonderheiten und Sonderzeichen (Abschnitt 2.1.3.1.), Abkürzungen (Abschnitt 2.1.3.2.).
2.1.3.1. Typographische Besonderheiten und Sonderzeichen |
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Typographische Besonderheiten, die in der mehrschichtigen Edition abrufbar bleiben (siehe Abschnitt 3.1.), wurden mit den Tags <orig> und <reg> innerhalb des Tags <choice> mit dem Attribut @n=1 kodiert.
Beschreibung |
Glyphen und Sonderzeichen werden innerhalb des Textes mit dem Tag <g> und
dem Attribut @ref kodiert.
<text> […] χ<g ref="#grL_ei"></g>ραγωγία[…] </text>
Das Attribut verweist auf die Beschreibung, die im Tag <teiHeader>, zu
Beginn des Dokumentes, mit den Tags <encodingDesc>, <charDecl>,
<glyph>, <glyphName>, <figure> und den Attributen @xml:id und
@url erfolgt.
<teiHeader xtf:index="no">
<fileDesc>
<titleStmt>
<title type="main">Michael Praetorius: Syntagma Musicum, Band 3.(1619)</title>
<author>Michael Praetorius</author>
<editor>Christophe Guillotel-Nothnmann</editor>
</titleStmt>
<editionStmt>
<edition>Mehrschichtiges Editionsverfahren, Indizes, kritische Anmerkungen</edition>
<respStmt>
<resp>author</resp>
<name xml:id="authorI" full="yes" instant="false">Michael Praetorius</name>
</respStmt>
<respStmt>
<resp>editor</resp>
<name xml:id="editorI" full="yes" instant="false">Christophe Guillotel-Nothnmann</name>
</respStmt>
</editionStmt>
<publicationStmt>
<authority>Guillotel-Nothmann, Christophe</authority>
<date when="2015-04-16" instant="false">2015-04-16</date>
<publisher>TMG</publisher>
</publicationStmt>
<sourceDesc default="false">
<p part="N">
<listWit>
<witness>
Faksimile der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau </witness>
</listWit>
</p>
</sourceDesc>
</fileDesc>
<encodingDesc>
<editorialDecl default="false">
<normalization default="false" method="silent"><p part="N"><list>
<item n="transcription">Transcription of textual units according to guidelines</item>
<item n="typoAbb">Normalization of typography and resolution of abbreviations according to guidelines</item></list></p></normalization>
<hyphenation default="false" eol="some"><p part="N"> <list><item n="hyphen">Hyphenation according to guidelines</item></list></p></hyphenation>
<segmentation default="false"><p part="N"><list>
<item n="div">Encoding of textual segmentation according to guidelines</item>
<item n="tables">Encoding of tables according to guidelines</item>
<item n="music">Encoding of musical examples according to guidelines</item></list></p></segmentation>
<correction default="false" status="unknown" method="silent"><p part="N"><list><item n="addDelCorr">Encoding of additions, deletions and corrections according to guidelines.</item></list></p></correction>
<interpretation default="false"><p part="N"><list><item n="pPWM">Indexation of persons, places, works and musical terminology according to guidelines.</item></list></p></interpretation></editorialDecl>
</encodingDesc>
</teiHeader>
2.1.3.2. Abkürzungen |
---|
Abkürzungen werden zur expliziten Darstellung mit den Tags <abbr> und <expan> innerhalb des Tag <choice> mit dem Attribut @n=2 kodiert. Abkürzungszeichen werden mit dem Tag <am> erfasst. Die Werte des Attribut @n entsprechen jenen des Attributs @type im Tag <pc> (siehe Abschnitt 2.1.2.1.).
Buchdrucker |
2.1.4. Ebenenübergreifende oder -unabhängige Elemente |
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Die Kodierung der ebenenübergreifenden oder -unabhängigen Elemente betrifft zum einen Titel (Abschnitt 2.1.4.1.), Paginierung (Abschnitt 2.1.4.2.) und Formatierung (Abschnitt 2.1.4.3.). Zum anderen wird hier auf die Annotation von Listen (Abschnitt 2.1.4.4.), Tabellen (Abschnitt 2.1.4.5.), multimedialen Beispielen (Abschnitt 2.1.4.6.) sowie Zitaten (Abschnitt 2.1.4.7.) eingegangen. Ferner wird ebenfalls in diesem Kontext die Indizierung von spezifischen Texteinheiten, wie Daten, Personen, Orte, Werke und musikalische Terminologie erörtert (Abschnitt 2.1.4.8.). Zuletzt werden die Annotationsleitlinien für Ergänzungen, Streichungen und Emendationen vorgestellt (Abschnitt 2.1.4.9.).
2.1.4.1. Titel |
---|
Titel werden innerhalb des Tags <head> kodiert mit dem Tag <title> und dem fakultativen Attribut @type, das folgende Werte annehmen kann:
@type | Bedeutung |
"main" | Haupttitel |
"sub" | Nebentitel bzw. Untertitel |
<title type="main">Syntagmatis Musici</title>
<title type="sub">Darinnen 1. Die Bedeutung [...]</title>
2.1.4.2. Paginierung |
---|
Die Seitenzahlen werden mit dem Tag <pb> und folgenden Attributen kodiert:
@xml:id (kanonisierte Identifizierung des Seitenumbruchs), @facs (Verweis auf das
Faksimile) und @n (eigentliche Seitennummerierung).
<pb xml:id="pb000018" facs="#00018" n="2"></pb>
2.1.4.3. Formatierung |
---|
Es werden lediglich die Abweichungen von der vorherrschenden Frakturschrift kodiert. Diese Abweichungen werden erfasst mit dem Tag <hi> und dem Attribut @rend, das folgende Werte annehmen kann:
@rend | Bedeutung |
"an" | Antiqua |
[…] welches in <hi rend="an">Quatuor Tomos distribuiret</hi> unnd allerhand […]
2.1.4.4. Listen |
---|
In Listen strukturierte Aufzählungen werden mit dem Tag <list>, und den
Feldern <head> und <item> kodiert, wobei das Attribut @type die Werte
["simple" | "bulleted" | "ordered"] für einfache, strukturierte und nummerierte
Listen annehmen kann. Die Nummerierung mit arabischen Zahlen wird durch das
fakultative Attribut @rend mit dem Wert ["roman"] zugunsten von römischen Zahlen
aufgehoben.
<list type="ordered">
<head>
<title>Es seynd aber derselben Quotlibeten dreyerley Arten.</title>
</head>
<item>Etliche haben in einer jedern […]</item>
<item>[…]</item>
</list>
2.1.4.5. Tabellen |
---|
Tabellen werden mit den Tags <table>, <row>, <cell>,
<rows> und <cols> und ihren Attributen (@cols, @rows, @n, @rend)
kodiert. Innerhalb des Tags <table> wird das Attribut @rend mit dem Wert
"list" verwendet um tabellenartige Listen von hierarchischen Tabellen zu
unterscheiden. Der Tag <lb> wird zur Disposition des Textes innerhalb der
Zellen verwendet.
<table>
<row>
<cell n="1" rows="3">Instrumenta sunt vel</cell>
<cell n="2" rows="2">Propria.</cell>
<cell n="2">Fundamenti, ut,</cell>
<cell n="2">Organum pneumaticum.<lb></lb>Positivum.<lb></lb>Regale.</cell> […]
</row>
</table>
2.1.4.6. Multimedia |
---|
Figuren werden mit den Tags <figure> kodiert. Die Identifizierung der Bilddatei und die Auszeichnung des Titels erfolgen durch die Tags <graphic>, <head> und <title> mit den Attributen @url, @width, @height. Soweit sinnvoll wird bei Musikbeispielen zusätzlich, mit dem Tag <media> und den Attributen @url und @mimeType auf die Midi-Datei sowie auf die MEI-Datei verwiesen, wobei das Attribut @mimeType folgende Werte annehmen kann:
@mimeType | Bedeutung |
"audio/midi" | Midi-Datei |
"application/xml" | XML-Datei |
<figure> <graphic url="57.jpg" width="3332px" height="1364px"></graphic> <head> <title>Ex Motectis Jacobi Händels: Subsannatores a 4.</title> </head> <media url="55.MID" mimeType="audio/midi"></media> </figure> |
2.1.4.7. Zitate |
---|
Zitate werden mit dem Tag <quote> ausgezeichnet, wobei die Verbindung zur Quelle mit dem Attribut @corresp nach der kanonisierten Form [Autor_Werk_Stelle] hergestellt wird. Die Differenzierung des Zitattypus (siehe Abschnitt 4.2.) erfolgt durch das Attribut @type, das folgende Werte annehmen kann:
@type | Bedeutung |
"explicit" | Explizites Zitat |
"implicit" | Implizites Zitat |
"paraphrase" | Paraphrase |
<quote type="explicit" corresp="#SacligerCausa351">unius vocis una tantum sit
significatio propria ac princeps, cæteræ, aut communes, aut necessariæ, aut
etiam spuriæ
</quote>
2.1.4.8. Indizierte Texteinheiten und Daten |
---|
Personen, Werke, Orte, die in der Quelle namenhaft erwähnt werden, sowie musikalische Terminologie werden mit dem Tag <rs> und den Attributen @type und @ref kodiert. Das Attribut @ref nimmt folgende Werte an:
@type | Bedeutung |
"person" | Person |
"place" | Ort |
"thesaurus" | Werk |
"work" | Terminus |
Person:
Es hat zwar <rs ref="#calvisius" type="person">Calvisius</rs> einesmals an mich geschrieben […].
Werk:
Inmassen ich dann in meiner <rs ref="#PraetoriusTerpsi" type="work">Terpsichore</rs>
bey etlichen […].
Ort:
Es ist mir auch newlich aus <rs ref="#venetia" type="place">Venedig</rs> zugeschrieben worden […].
Terminus:
[…] so wol die <rs ref="#octava" type="thesaurus">Octaven</rs> in den
<rs ref="#bassus" type="thesaurus">Bässen</rs>
nicht vermieden werden köndten […].
Interne Verweise werden durch den Tag <ref> mit den
Attributen @target und @type='int' annotiert.
[…] jetzt im <rs target="#div_4" type="int">3. Theil</rs>
weil weitläufftiger sol gesaget werden […].
In der Quelle werden Daten mit dem Tag <date> und dem Attribut @when kodiert. Im kritischen Apparat wurden zudem die Attributen @cert, @from, @notBefore, @notAfter, @to und @type verwendet. Die Attribute können folgende Werte annehmen:
Attribut | Wert | Bedeutung |
@cert | "unknown" | nicht verifizierbar |
@from | siehe @when | von genauem Datum an |
@notBefore | siehe @when | nicht vor |
@notAfter | siehe @when | nicht nach |
@to | siehe @when | bis zu genauem Datum |
@type | "born" | geboren |
@type | "baptized" | getauft |
@type | "death" | gestorben |
@type | "burried" | begraben |
@when | yyyy-mm-ddyyyy-mmyyyy | genaues Datum |
[…] dieses <date when="1617">1617</date>. und künftige <date when="1618">1618</date>. Jahr […] |
2.1.4.9. Ergänzungen, Streichungen und Emendationen |
---|
Ergänzungen und Streichungen werden mit den Tags <add> und <del>
vorgenommen wobei das Attribut @resp mit den Werten ["author" | "editor"] die
Verantwortung des Eingriffs festlegt.
<text>
[…]
<head>
<title type="main">
<add resp="#editor">Widmung und Inhalt</add>
</title>
</head>
[…]
</text>
Gleiches gilt für Korrekturen, die mit den Tags <corr> und
<sic> kodiert werden.
<text>[…] auch in Muteten mit 4, 5, 6, 7 Stimmen zu machen und zu
<sic>verfertigeu</sic>
<corr resp="#editor">verfertigen</corr> sey […]
</text>
Die Werte des Attributs @resp werden im Tag <editionStmt>
innerhalb des Headers aufgeschlüsselt.
<teiHeader xtf:index="no">
<fileDesc>
<titleStmt>
<title type="main">Michael Praetorius: Syntagma Musicum, Band 3.(1619)</title>
<author>Michael Praetorius</author>
<editor>Christophe Guillotel-Nothnmann</editor>
</titleStmt>
<editionStmt>
<edition>Mehrschichtiges Editionsverfahren, Indizes, kritische Anmerkungen</edition>
<respStmt>
<resp>author</resp>
<name xml:id="authorII" full="yes" instant="false">Michael Praetorius</name>
</respStmt>
<respStmt>
<resp>editor</resp>
<name xml:id="editorII" full="yes" instant="false">Christophe Guillotel-Nothnmann</name>
</respStmt>
</editionStmt>
<publicationStmt>
<authority>Guillotel-Nothmann, Christophe</authority>
<date when="2015-04-16" instant="false">2015-04-16</date>
<publisher>TMG</publisher>
</publicationStmt>
<sourceDesc default="false">
<p part="N">
<listWit>
<witness xml:id="ed_1619_1_1_Musica_3">
Faksimile der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau <bibl type="book" default="false" status="draft" xtf:sectionType="citation" xtf:wordBoost="2">
<author>Praetorius, Michael</author>
<title>Syntagmatis musici <pc type="t8" part="N">(</pc>Tomus Tertius<pc type="t9" part="N">)</pc>:
Darinnen 1. Die Bedeutung, wie auch Abtheil- vnnd Beschreibung fast aller Nahmen, der
Jtalianischen, Frantzösischen, Englischen vnd jetziger zeit in Teutschland
gebräuchlichen Gesänge: Alß, Concerten, Moteten, Madrigalien, Canzozonen, etc. 2. Was
im singen, bey den Noten vnd Tactu, Modis vnd Transpositione, Partibus seu Vocibus vnd
vnterschiedenen Choris, Auch bey den Unisonis vnnd Octavis zu observiren: 3. Wie die
Jtalianische vnd andere Termini Musici ... zu nennen</title>
<lang opt="false">Deutsch, Latein, Griechisch</lang>
<pubPlace>Wolfenbüttel</pubPlace>
<ident>HAB 1-1-musica-3s</ident>
<date when="1619" instant="false">1619</date>
<ptr target="http://diglib.hab.de/drucke/1-1-musica-3s/start.htm?image="></ptr>
</bibl>
</witness>
</listWit>
</p>
</sourceDesc>
</fileDesc>
<encodingDesc>
<editorialDecl default="false">
<normalization default="false" method="silent"><p part="N"><list>
<item n="transcription">Transcription of textual units according to guidelines</item>
<item n="typoAbb">Normalization of typography and resolution of abbreviations according to guidelines</item></list></p></normalization>
<hyphenation default="false" eol="some"><p part="N"> <list><item n="hyphen">Hyphenation according to guidelines</item></list></p></hyphenation>
<segmentation default="false"><p part="N"><list>
<item n="div">Encoding of textual segmentation according to guidelines</item>
<item n="tables">Encoding of tables according to guidelines</item>
<item n="music">Encoding of musical examples according to guidelines</item></list></p></segmentation>
<correction default="false" status="unknown" method="silent"><p part="N"><list><item n="addDelCorr">Encoding of additions, deletions and corrections according to guidelines.</item></list></p></correction>
<interpretation default="false"><p part="N"><list><item n="pPWM">Indexation of persons, places, works and musical terminology according to guidelines.</item></list></p></interpretation></editorialDecl>
</encodingDesc>
</teiHeader>
2.2. Sachapparat |
---|
Personen, Orte und Werke wurden, in einer separaten Datei, in Listen erfasst und mit biographischen, geographischen und bibliographischen Daten, ggf. mit Verweis auf externe Datenbanken, angereichert. Für die musikalische Terminologie wurde ein Glossar mit Definitionen eingerichtet.
2.2.1. Personeneintrag |
---|
Personennamen werden innerhalb einer Personenliste <listPerson> erfasst und
mit den Tags <persName>, <name>, <forename>, <surname>,
<ref> und ihren entsprechenden Attributen ausgezeichnet. Der Personeneintrag
wird mit Angaben zu Lebensdaten und Orten durch die Tags <birth>,
<death>, <event>, <date>, <placeName> (siehe Abschnit 2.1.4.8.) sowie durch Verweise auf
externe Datenbanken (DBI, GND, Grove Online, Wikipedia) durch den Tag <ref>
vervollständigt (siehe 2.2.5.). Zitierte
Quellen werden ebenfalls innerhalb des Namenseintrages aufgeführt (siehe 2.2.3.).
<listPerson> [...] <person xml:id="assandra">
<persName>
<forename>Caterina</forename>
<surname>Assandra</surname>
<rs type="ext" subtype="gnd" cRef="102834903" target="http://d-nb.info/gnd/ [...]"></rs>
<rs type="ext" subtype="grove" target="http://www.oxfordmusiconline.com [...]"></rs>
<rs type="ext" subtype="wikipedia" target="http://de.wikipedia.org [...]"></rs></persName>
<birth>
<date when="1590" cert="unknown">c. 1590</date>
<placeName>Pavia</placeName>
</birth>
<death>
<date notBefore="1619">nicht vor 1619</date>
<placeName>Lomello</placeName>
</death>
</person>
[...]
</listPerson>
2.2.2. Ortseintrag |
---|
Orte werden in der Liste <listPlace> aufgeführt und systematisch mit externen
Datenbanken verlinkt (Geonames, Old Maps Online, TGN, Wikipedia) (siehe Abschnitt
2.2.5.).
<listPlace>
[...]
<place xml:id="bergamo" subtype="place">
<placeName>Bergamo
<rs type="ext" subtype="geonames" cRef="3182164" target="http://www.geonames.org [...]"></rs>
<rs type="ext" subtype="tgn" cRef="7005025" target="http://www.getty.edu [...]"></rs>
<rs type="ext" subtype="oldmaps" target="http://www.oldmapsonline.org [...]"></rs>
<rs type="ext" subtype="wikipedia" target="http://de.wikipedia.org [...]"></rs>
</placeName>
[...]
</place>
</listPlace>
2.2.3. Bibliographische Einträge |
---|
Bibliographische Einträge werden innerhalb des Personeneintrages (siehe 2.2.1.) und in einer getrennten bibliographischen Liste erfasst, im Falle von Sammlungen und Anthologien, deren Autorschaft nicht in den Namenseinträgen aufgeschlüsselt wird bzw. nicht eindeutig identifizierbar ist, z.B. die Bibel oder das Korpus der Gregorianik. In beiden Fällen wird der Eintrag mit den Tags <bibl>, <author>, <biblScope>, <certainty>, <date>, <edition>, <forename>, <ident>, <link>, <publisher>, <pubPlace>, <surname> und den entsprechenden Attributen ausgezeichnet. Im Tag <bibl> wird die Gesamteinheit, durch das Attribut @xml:id eindeutig identifiziert und mit dem Attribut @type, das folgende Werte annehmen kann, näher bestimmt:
@type | Bedeutung |
"book" | Buch |
"oArticle" | Onlineartikel |
"oMisc" | Andere Onlineressource |
"manuscript" | Manuskript |
Der Tag <biblScope> grenzt den zitierten Passus innerhalb der Quelle näher ein, wobei das Attribut @type die betreffende Texteinheit (Kapite, Seite, etc.) mit folgenden Werten näher bestimmt.
@type | Bedeutung |
"cap" | Kapitel |
"fol" | Blatt |
"lib" | Buch |
"num" | Nummer |
"part" | Teil |
"pp" | Seite |
"vol" | Band |
Die Tags <ident> und <link> werden verwendet um Verbindungen zu online
verfügbaren Ressourcen herzustellen, wobei der Wert von <ident> sich aus dem
RISM-Bibliothekssiegel31 und der Signatur nach folgendem Schema zusammensetzt
[RISM_Signatur].
<bibl xml:id="ScaligerPoetices" type="book" xtf:sectionType="citation" xtf:wordBoost="2">
<title type="main">Iulii Caesaris Scaligeri [...] Poetices libri septem:</title>
<title type="sub">I. Historicus, II. Hyle, III. Idea, IIII. Parasceve, V.
Criticus, VI. Hypercriticus, VII. Epinomis</title>
<author>
<forename>Julius Caesar</forename>
<surname>Scaliger</surname>
</author>
<publisher>Vincentius</publisher>
<pubPlace>Lugdunum</pubPlace>
<date>1561</date>
<ident>D-Mbs_2 A.lat.a. 335#Beibd.1</ident>
<link facs="http://www.mdz-nbn[…]"></link>
<biblScope xml:id="ScaligerPoetices361" type="pp">346 <ident>D-Mbs_2 A.lat.a. 335#Beibd.1</ident>
<link facs="http://[…]"></link>
</biblScope>
</bibl>
2.2.4. Musikalische Terminologie |
---|
Musikalische Termini werden in einem Glossar mit den Tags <list>,
<item>, <title> systematisch aufgeführt. Für einige Termini wurde im
Rahmen des Projektes Definitionen zur Verfügung gestellt32.
<list type="gloss"> [...]
<item xml:id="cadenz">
<title>Cadenz, Clausula</title>
<p>Clausula und Kadenz werden von Praetorius als Synonyme verwendet und
bezeichnen sowohl das harmonische als auch das melodische Phänomen der
Schlussbildung. Im Zusammenhang mit der kontrapunktischen Linienführung wird
ebenfalls der Begriff der clausula formalis verwendet, der sich bis hin zu
Melchior Schanppecher (c. 1501, Kap. VI) zurückverfolgen lässt.</p>
[...]
</item>
[...]
</list>
2.2.5. Verweise auf externe Datenbanken |
---|
Verweise auf externe Datenbanken werden durch den Tag <ref> mit dem Attribut @type="ext" ausgezeichnet. Die Attribute @target und @cRef verweisen auf die URL und die kanonisierte Form des Eintrages hin. Das Attribut @subType gibt Aufschluss über die Datenbank und kann folgende Werte annehmen:
@subType | Bedeutung |
"dbi" | Dizionario Biografico degli Italiani |
"geonames" | Geonames |
"gnd" | Gemeinsame Normdatei |
"grove" | Grove Music Online |
"oldmaps" | Old Maps Online |
"rism" | Répertoire International des Sources Musicales |
"tgn" | Getty Thesaurus of Geographic Names |
"viaf" | Virtual International Authority File |
"wikipedia" | Wikipedia |
other | Andere |
3. Editionsmethodologie und Website |
---|
Die dynamische Website der Edition33 wurde auf der Basis der Open-Source-Software eXtensible Text Framework (XTF) der Californian Digital Library entwickelt34. Nach Auswahl des Syntagma Musicums wird das gegenwärtig angezeigte Leseinterface eröffnet, das aus vier Fenstern besteht. Das Hauptfenster gibt Zugang zum Volltext, zum elektronischen Faksimile, zu den Musikbeispielen und zu den Hyperlinks innerhalb des Textes. Das zweite Fenster (oben links) beinhaltet das aufklappbare Inhaltsverzeichnis. Das dritte Fenster (unten links) enthält drei Indizes (Index Generalis, Exempla und Thesausurs). Zuletzt ermöglicht das obere Fenster die Volltextsuche, gibt die bibliographische Adresse des Werkes an (Link „Citation“), gewährt Zugang zu einer Druckversion des Textes (Link „Print View“) und erlaubt es die Sprache des Interfaces zu bestimmen (Link „Choose Language“). Darüber hinaus besteht die Möglichkeit über dieses Fenster verschiedene editorische Eingriffe zu kennzeichnen bzw. rückgängig zu machen (Link „Edition“).
3.1. Editionsalternativen |
---|
Dank der XML-Auszeichnungssprache können die Eingriffe, die während des Editionsprozesses vorgenommen wurden (siehe Abschnitt 2.1.), gekennzeichnet und rückgängig gemacht werden. Typographie, Abkürzungen und Interpunktion sind in der modernen Edition normalisiert. Die drei Kriterien können jedoch, durch die Selektion der entsprechenden Optionen im Editionsmenu35, zusammen oder unabhängig voneinander aufgehoben werden, sodass die Möglichkeit besteht über verschiedene Editionsstraten zum Originaltext zurückzukehren (vergleiche Figur 1 a und b). Durch dieses mehrschichtige Verfahren wird eine flexible Volltextsuche gewährleistet. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass bestimmte Informationen, wie beispielsweise das auf S. xiii verborgene Kryptogramm36, typographisch mitberücksichtigt werden kann. Zuletzt gewährt diese Kodierung eine statistische Auswertung der typographischen Varianten gemäß ihrer Häufigkeit und ihrer Verteilung im Buch, die im Rahmen von sprachwissenschaftlichen Studien und aus der Perspektive der Geschichte des Buchdruckes wertvolle Informationen liefern kann.
Figur 1: Typographie, Abkürzungen und Interpunktion. Titelei a) normalisierte und b) nicht normalisiert Fassung.
3.2. Streichungen, Hinzufügungen und Emendationen |
---|
Die aus dem Erratum hervorgehenden Korrekturen sowie die durch den Herausgeber vorgenommenen Emendationen wurden einzeln ausgezeichnet und können so durch Selektion der jeweiligen Optionen im Editionsmenu kenntlich gemacht werden37. Praetorius weist beispielsweise auf die fehlerhaften Figuren auf S. 10 hin und führt die korrigierten Versionen am Ende des Werkes auf. Werden die aus dem Erratum hervorgehenden Korrekturen in der modernen Edition stillschweigend angezeigt, so besteht die Möglichkeit die vom Autor vorgenommenen Eingriffe zu identifizieren und/oder die fehlerhaften Originalfiguren anzuzeigen38. Gleiches gilt für die Emendationen des Herausgebers, die ebenfalls in der modernen Ausgabe integriert wurden, jedoch durch die Selektion der entsprechenden Optionen im Menu „Edition“ weiterhin kenntlich gemacht werden können. Die verschiedenen Interventionsschichten werden dabei durch graue (Originaldruck) und rote (Herausgeber) Überstreichungen kenntlich gemacht (siehe Figur 2).
3.3. Tabellen und Graphiken |
---|
Die zahlreichen hierarchischen Tabellen, die von Praetorius herangezogen werden um die Sachverhalte zu veranschaulichen, voneinander abzugrenzen und in ein zumindest dem Anschein nach kohärentes Ganzes einzufügen, wurden gesondert behandelt. Ein Anliegen der Edition ist es diese Tabellen, die, im Sinne des klassischen Epistems Foucaults39, den Wunsch zu ordnen, zu kategorisieren und zu klassifizieren widerspiegeln, nicht als bloße Bilder wiederzugeben, sondern mit Hilfe von Tags zu kodieren. Dieses veranschaulicht die, dem Buch I auf Seite 3 vorangestellte Tabelle, in welcher die verschiedenen musikalischen Gattungen und Formen aufgeführt werden, die in den folgenden Ausführungen näher erläutert werden. Ein Vorteil dieser differenzierten Kodierung besteht darin, dass die strukturellen und semantischen Informationen innerhalb der Graphiken mitberücksichtigt werden. Zudem erlaubt ein derartiges Vorgehen Verbindungen zu Kapiteln und Textstellen herzustellen und die Definitionen der in ihnen erwähnten Termini40 einzusehen.
3.4. Musikbeispiele und Notenzeichen |
---|
Die zahlreichen musikalischen Sonderzeichen, die in dem Text eingefügt sind, wurden einzeln kodiert (siehe Abschnitt 2.1.3.1. )und in Form von Bildern wiedergegeben, wie beispielsweise im Kapitel 7 des 2. Buchs.
Die Musikbeispiele, die Praetorius anführt, wurden in moderne Notation transkribiert unter Berücksichtigung der musikwissenschaftlich relevanten Informationen der historischen Notation. Bei Beispielen der Modalpolyphonie wurden, wie unter Abschnitt 1.6. erwähnt, insbesondere die historische Schlüsselung sowie der Ambitus der einzelnen Stimmen vor dem Notensystem abgebildet (siehe Figur 3).
In Analogie zu den Tabellen werden die Musikbeispiele nicht ausschließlich als Bilder wiedergegeben, sondern ebenfalls im Midi41 und XML-Format zur Verfügung gestellt. Über die Visualisierung hinaus erlauben diese Daten, die durch Ikonen unterhalb der Beispiele zugänglich gemacht werden (siehe Figur 3), das Abspielen der Notenbeispiele und die systematische Indizierung des Notentextes. Dabei gewährleistet das Format XML-MEI die Berücksichtigung von Lesealternativen, das mehrschichtige Kodieren – beispielsweise bei musica ficta – und die analytische Auswertung der Daten bei gleichzeitiger Konvertierungsmöglichkeit zum gegenwärtig noch verbreiteteren MusicXML.
Die systematische Durchsuchung des Notentextes und dessen analytische Auswertung stellen sowohl aus informatischer als auch aus musiktheoretischer Sicht hohe Anforderungen. Ein wichtiges Anliegen, dem im Rahmen von Folgeprojekten nachgegangen werden soll, besteht zum einen darin, einen Suchalgorithmus zu entwickeln, der in Unabhängigkeit von Transpositionen, melodischen Verzierungen und rhythmischen Varianten einsetzbar bleibt. Zum anderen soll es darum gehen, Mittel zur analytischen Auswertung u.a. des Tonvorrates, der Akkordmorphologie, des harmonischen Rhythmus, der melodischen Pattern, sowie der kontrapunktisch-harmonischen Syntax zur Verfügung zu stellen. Sprengen diese Ziele bei weitem den Rahmen dieses Projektes, so ist es ein Ziel dieser Edition, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen für die nachträgliche Implementierung dieser musikanalytischen Algorithmen, unter Berücksichtigung der von EDIROM42 und MUSICA43 ausgearbeiteten bzw. noch auszuarbeitenden Kodierungsstandards.
4. Wissenstransfer und musikalische Terminologie |
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Die wissenschaftliche Erschließung der Quelle nimmt ihren Ausgangspunkt in der Editionsarbeit und beruht auf den drei zur Verfügung gestellten Indizes: Index Generalis, Exempla und Thesaurus. Entscheidende methodologische Impulse für die Ausarbeitung dieser Register gehen von Christophe Dupraz’ Projekt TreMiR aus44. Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Vorhaben besteht jedoch darin, dass im Falle der Praetorius-Edition alle Angaben, Dank der TEI-Kodierung, dynamisch generiert werden und ebenfalls die musikalische Terminologie mitberücksichtigt werden soll45.
4.1. Personen- Werks- und Ortsnamen |
---|
Der Index Generalis verzeichnet alle Personen-, Werks- und Ortsnamen und gewährt die Möglichkeit zu den einzelnen Okkurrenzen innerhalb des Werkes zu navigieren. Diese Texteinheiten werden in der Standardpräsentation durch Hyperlinks identifiziert, die ebenfalls einen Zugang zu den angefertigten Notizen ermöglichen (s. u.). Um den Lesefluss nicht zu hemmen, kann jedoch, anhand der Optionen im Menu „Edition“ die Generierung der Links unterbunden werden46.
Für Personennamen, wie z.B. Agazzari, werden in bio-bibliographischen Notizen Angaben zum Namen sowie zu Lebensdaten und Orten gegeben. Diese Angaben werden durch weiterführende Links zu externen Datenbanken (GND, Grove Online, DBI, Wikipedia) sowie durch die in der Quelle zitierten Werke ergänzt. Die im Syntagma Musicum zitierten Werksnamen – z.B. dem Magnificat octo tonorum Orlando di Lassos – werden ebenfalls unterhalb des Autorennamens aufgeführt, sodass die Möglichkeit besteht zur Okkurrenz zu navigieren, bibliographische Informationen zur Quelle zu erhalten und ggf. das Onlinefaksimile abzurufen. Zuletzt werden Ortsnamen, wie Wolfenbüttel, durch verschiedene Internetressourcen (Geonames, TGN, Old Maps, Wikipedia) im geographischen Kontext der damaligen Zeit eingeordnet.
Das Studium des Index ermöglicht es die Bildung des Praetorius im kulturellen und intellektuellen, aber auch historischen und geographischen Kontext zu erfassen. Um diesen Kontext plastischer darzustellen, besteht die Möglichkeit die einzelnen Daten mit dem Geobrowser des Göttingen Centers for Digital Humanities anzuzeigen47. Der Browser verdeutlicht, dass die 165 erfassten Gewährsmänner hauptsächlich in Norditalien, im Heiligen Römischen Reich und im franko-flämischen Raum geboren wurden bzw. dort aktiv sind48. Hingegen zitiert das Syntagma Musicum nur zwei Personen aus Großbritannien (William von Ockham und Thomas Morley) und Frankreich (Bernard de Clairvaux und Johannes de Muris) sowie lediglich einen Gewährsmann aus dem hispanischen Raum (Quintilian). Die Zeitlinie unterhalb der Karte verdeutlicht, dass insbesondere Komponisten und Theoretiker zitiert werden, die zwischen 1460 und 1600 geboren wurden bzw. in diesem Zeitraum aktiv sind. Hat der häufige Verweis auf franko-flämische Komponisten der Generation Orlando di Lassos – beispielsweise Alexander Utendal oder Jacobus Kerle – nichts Außergewöhnliches für die damalige Zeit, so ist die überraschend hohe Anzahl an italienischen Gewährsmännern bezeichnend für das Werk: Ca. 80 Autoren, Theoretiker und Komponisten, d.h. etwa die Hälfte der erfassten Personen, stammen aus dem italienischen Raum und wurden hauptsächlich um 1550 geboren. Darunter gehören u.a. Andrea und Giovanni Gabrieli, Claudio Monteverdi, Carlo Gesualdo, aber auch zahlreiche heute z.T. in Vergessenheit geratene Namen, wie Lodovico Balbi. Insbesondere dieser Aspekt verdeutlicht, dass Praetorius die italienische Musik seiner Zeit rezipiert obwohl er, wie oben erwähnt, selbst nie nach Italien reiste.
4.2. Intertextuelle Bezüge |
---|
Der literarische Schaffensprozess der Renaissance und des Frühbarocks beruht auf dem direkten oder indirekten Bezug auf Auctoritas durch Zitate, Imitate, Übersetzungen, Kommentare des vorliegenden Schrifttums. So versucht das Projekt ebenfalls die Bildung des Praetorius, die sich durch Verweise auf theoretische, philosophische, theologische, rhetorische und historische Quellen offenbart, unter dem Aspekt der Wissensbildung und des Wissenstransfers systematischer zu erfassen.
Zu diesem Zweck führt der Index Exempla die in der Quelle identifizierten Zitate auf und trägt dazu bei intertextuelle Beziehungen und Wissenstransfer zu identifizieren. Er liefert bibliographische Angaben zum Bezugstext und führt zum Digitalisat der zitierten Quelle, wenn diese in den Onlinedatenbanken zur Verfügung steht.
Aus methodologischer Sicht unterscheidet das Editionsvorhaben drei verschiedene Zitationstypen: explizite Zitate, implizite Zitate und Paraphrasen. Diese Entlehnungen werden durch verschiedene Symbole in der Quelle kenntlich gemacht.
In seinen Ausführungen zu den gebräuchlichen Zeichen und des geraden Taktes erläutert Praetorius, dass im Unterschied zu dem aus zwei Minimae bestehenden alla Semibrevis-Takt, der alla Brevis-Takt sich aus zwei langsamen Semibreven zusammensetzt. Dieser Sachverhalt wird illustriert anhand eines Notenbeispiels (Figur 5), das Praetorius als „des Orlandi Cantione“49 explizit ausweist. Die Zitate dieses Typus wurden systematisch im Rahmen der Editionsarbeit identifiziert, überprüft und durch volle rote Dreiecke gekennzeichnet (siehe Figur 5). Diese geben bibliographische Angaben - hier zu den Sacrae cantiones quinque vocum – und gewähren Zugang zum Digitalisat, falls dieses online vorliegt.
Im Kapitel über die Ligaturen beteuert Praetorius eingangs, dass er die Regel der Alten nicht einsehe, die besagt, dass die erste Note einer Ligatur eine Longa sei, wenn sie keinen Schwanz habe und die zweite Note niedriger sei50. Bei impliziten Verweisen dieses Typus wurde das Zitat in der Literatur anhand der zur Verfügung stehenden Ressourcen identifiziert, überprüft und anhand von leeren roten Dreiecken kenntlich gemacht: prima carens caudâ, longa est, pendente secundâ. Wie im Fall der expliziten Zitate gewähren auch hier die Dreiecke Zugang zur bibliographischen Notiz. Das Projekt führt dabei die älteste bekannte Quelle des Zitates an – in diesem Fall die fälschlicherweise Jean der Murs zugeschriebene Ars discantus –, da zum jetzigen Stand der Forschung oftmals nicht eindeutig ermittelt werden kann, welche Schriften Praetorius zur Verfügung standen. Es ist jedoch anzunehmen, dass bei einer späteren Anreicherung der Datenbank die hervortretenden intertextuellen Netzwerke dazu beitragen könnten diese Angaben durch unmittelbarere bibliographische Verweise zu vervollständigen51.
In den sich unmittelbar anschließenden Ausführungen paraphrasiert Praetorius Lippius’ und Hasslers Erklärungen zur Unterteilung verbundener Ligaturen52. Die im Text identifizierten Paraphrasen wurden anhand der zur Verfügung stehenden Ressourcen und der schon im Vorfeld geleisteten Studien untersucht und im Falle einer gelungenen Identifizierung mit einfachen französischen Anführungszeichen kenntlich gemacht: omnes ligaturas intricatas esse se movendas, præter unam hanc semibrevium , et illarum loco hanc virgulam usurpandam esse. Wie beim vorherigen Zitationstyp besteht jedoch keine Gewissheit, dass die Paraphasen erschöpfend erfasst werden konnten, teils weil kein äußeres Anzeichen – häufig der Wechsel zur lateinischen Sprache – sie als solche erkennen lässt, teils weil der betreffende Passus, nicht eindeutig im Werk des Autors, auf welchen verwiesen wird – wie hier beispielsweise Hassler – geortet werden kann. Erst bei einer Anreicherung der Datenbank im Rahmen von Folgeprojekten erscheint eine systematischere Identifizierung der impliziten Zitate und Paraphrasen gewährleistet, u.a. durch die Anwendung von informatisch gestützten Suchverfahren53.
Die räumlich-zeitliche Visualisierung der Exempla anhand des Geobrowsers54 zeigt, dass die meisten Zitate aus Drucken stammen, die zwischen 1586 und 1619 herausgegeben wurden und zur einen Hälfte im Heiligen römischen Reich und – dies ist bezeichnend – zur anderen Hälfte im italienischen Raum verlegt wurden. Bei den Quellen, die dem Heiligen römischen Reich entstammen halten sich Notendrucke – z.B. die Geistlichen deutschen Lieder des Bartholomäus Gesius – und musiktheoretische Schriften – u.a. Calvisius' Exercitationes musicae – weitgehend die Waage. Bei den italienischen Drucken sind hingegen die musikalischen Werke – u.a. die Sacri operis musici Giuseppe Gallis und Giovanni Battista Fergusios Motetti und Dialogi – weitaus stärker vertreten als die theoretischen Schriften, wie beispielsweise die Seconda parte dell'arte del contraponto des Giovanni Maria Artusis.
So bestätigt die Wahl der Exempla nicht nur die Schlüsse, die Anhand der Auswertung der von Praetorius angeführten Gewährsmänner gezogen werden konnten (siehe 4.1.). Die Ergebnisse verdeutlichen ebenfalls, dass das Syntagma Musicum den Versuch unternimmt die zeitgenössische italienische Musikpraxis zu reflektieren und in Dialog zu bringen mit den musiktheoretischen Traditionen des deutschen Sprachraumes. Mit welcher Betriebsamkeit die Rezeption vonstattengeht, wird u.a. aus dem einleitenden Kommentar zum Zitat eines längeren Passus der heute verschollenen Affettuosi concerti ecclesiastici des Berardi Strozzi deutlich, die Praetorius um 1618 in Wolfenbüttel empfangen haben scheint, zu einem Zeitpunkt an welchem er sich anschickte sein Werk zum Buchdrucker zu übergeben.
Und kömpt mir gleich jetzo, do ich diß Werck dem Buchdrucker ubergebe, aus Italia eine Praefation des Bernhardi Strozzi in tertio libro, Affetuosi Concerti Ecclesiastici, das ist, anmutige Geistliche ConcertGesänge intituliret, gleich als gewünschet zu handen, darinnen er unter andern eben diese meine Meynung approbiret. Und ich dieselbe allhier mit einzusetzen, nicht undienlich erachtet habe. 55
4.3. Musikalische Terminologie und inhaltliche Schwerpunkte |
---|
Der Index Thesaurus sammelt die gesamten musikalischen Termini und gewährt einen Einstieg in die Inhalte des Syntagma Musicum. Werden, in der Standardversion, die einzelnen Termini nicht, wie dies für den Index Generalis der Fall ist (siehe Abschnitt 4.1.), mit Hyperlinks versehen, so besteht jedoch die Möglichkeit durch Selektion der betreffenden Option im Menu „Edition“ auch für diese Texteinheiten Links zu generieren56.
Das Projekt gibt für die wichtigsten musikalischen Termini Definitionen57. Diese sollen aus der Perspektive der Quelle auf synchronischer Ebene dazu beitragen die Termini zu einem bestimmten Stadium ihrer Entwicklung und in ihrer Bedeutung zueinander zu verstehen. Außerdem gewährleisten die Einträge eine Navigation von Terminus zu Terminus, z. B. von „Generalbass“ über „Cadenz“ bis hin zu „Syncopatio“58. Bei einer späteren Anreicherung der Datenbank durch andere Traktate ist zudem ein Vergleich desselben Terminus aus diachronischer Perspektive gewährleistet.
Um die Beziehungen zwischen den Termini innerhalb der Quelle konsequenter zu erfassen, wurde eine Kookkurrenzanalyse durchgeführt. Dank der Auszeichnung sowohl der Textstruktur als auch der musikalischen Termini wurden zu diesem Zweck die Kookkurrenzen von Paragraph zu Paragraph mit Hilfe des Jaccard-Koeffizienten evaluiert, der den Quotienten aus der Anzahl der gemeinsamen Elemente und der Größe der Vereinigungsmenge bildet59.
Anhand eines Algorithmus‘ zur organischen Netzwerkgestaltung und einer Visualisierungssoftware60 wurde das in Figur 7 abgebildete Netzwerk zur musikalischen Terminologie ermittelt61. Die Größe der einzelnen Knoten gibt Aufschluss über die Häufigkeit des Terminus und die Breite der Bindeglieder spiegelt die Verbindung zwischen den einzelnen Wörtern wieder. Wie der alphabetische Index, geben die Knoten Zugang zur jeweiligen Definition. Darüber hinaus werden unterhalb des Eintrages die einzelnen Okkurrenzen innerhalb der Quelle verlinkt, sodass die Möglichkeit besteht direkt vom Netzwerk aus zu den einzelnen Textstellen zu navigieren. Das Netzwerk hat den großen Vorteil einen fassbaren und geballten Überblick über die in der Quelle z.T. weit auseinanderliegenden musikalischen und theoretischen Inhalte zu vermitteln. Ungeachtet dem visuellen Reiz der Graphik darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die räumlichen Entfernungen, die allein statistisch ermittelt wurden, nicht zwangsläufig die konzeptuellen Entfernungen der Termini wiederspiegeln.
Die Kookkurrenzanalyse führt zur Identifizierung von vier bemerkenswert homogenen inhaltlichen Polen, die folgende Themengebiete abdecken: 1. Instrumentennamen und Stimmenbezeichnungen (Zentrum), 2. Gattungen (unten rechts), 3. Verzierungen (unten Mitte), und 4. theoretische Konzepte (Mitte links).
Die einzelnen Knoten dieser Themengebiete zeugen von der breiten Fächerung der behandelten Inhalte. Sie geben ebenfalls Aufschluss über linguistische Bezüge innerhalb der terminologischen Gruppierungen. Findet die lateinische Sprache hauptsächlich Verwendung für die musiktheoretischen und spekulativen Gesichtspunkte, so gehören hingegen die Instrumentennamen vorwiegend der deutschen und die Ausdrücke zur Verzierungskunst weitgehend der italienischen Sprache an. Die Gattungsbezeichnungen nehmen hingegen eine Zwischenposition ein. Sie vereinen die drei oben genannten Sprachen und umfassen – bezeichnenderweise im Zusammenhang mit den Tanzbezeichnungen – ebenfalls französische Termini. Die fremdsprachlichen Ausdrücke entwachsen somit den kompositionstechnischen Neuerungen des italienischen Raums, entstammen spezifisch höfischen oder regionalen Kulturen bzw. Traditionen, oder erfordern eine sprachliche Differenzierung, welcher die vernakulären Sprachen, in den Augen des Autors, nicht nachkommen können.
Die semantischen Pole spiegeln auf achronischer Ebene indirekt die innere inhaltliche Gliederung des Werkes in drei Büchern wieder. Buch I, Asmatologia, befasst sich mit der Benennung und Beschreibung von musikalischen Gattungen. Buch II, Technologia, geht auf wesentliche (notations-) technische Bestandteile der Musik ein. Buch III, Cheiragogia, schließt den Band mit Anweisungen zur musikalischen Terminologie und Aufführungspraxis einschließlich der italienischen Verzierungslehre.
Buch I |
---|
Die in den zwölf Kapiteln des ersten Buches besprochenen musikalischen Gattungen werden hierarchisch zueinander in Bezug gesetzt, wobei auf höchster Ebene die Differenzierung zwischen Gattungen mit (Kap. 2-7) und ohne (Kap. 8-12) Text stattfindet.
Die 18 aufgeführten Vokalgattungen gliedern sich in Werke mit geistlichem bzw. ernstem (z.B. Motette) und weltlichem bzw. leichtem Text (z.B. Canzonetta). Innerhalb dieser letzten Kategorie wird weiter unterschieden zwischen Textgattung – Lyrik (z.B. Madrigal) und Prosa (z.B. Aria) – und Musikgebrauch, sei es als Gassenhauer62, Einlage bei szenischer Musik (z.B. Balletto) oder Arbeits- und Trinklieder (z.B. Giardiniero).
Die 14 Instrumentalgattungen ohne Text werden ihrerseits in Præludien und Tanzmusik geteilt. Zu den ersten zählen Werke "vor sich"63 (z.B. Phantasia, Fuga) und Werke zu Einzügen (Intrada) bzw. als Vorspiel (z.B. Toccata). In der zweiten Gruppe werden Gattungen mit vorgeschriebenem (z.B. Passamezzo) und mit freiem Schrittmuster (z.B. Alemande) gegenübergestellt.
Buch II |
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Die Anweisungen zur allgemeinen Musiklehre im decken sich mit den Themenfeldern der musica practica, behandeln jedoch die traditionellen Inhalte nicht erschöpfend und gehen z.T. erheblich über diese hinaus.
Der erste umfangreichere Teil beschäftigt sich in acht Kapiteln mit Termini technici zur Einstimmigkeit. Dabei wird die Notation behandelt unter den Aspekten der Ligaturen und rhythmischen Proportionen (Kap. 1-2), der Zeichen für Akzidenzien (Kap. 3) sowie der aufführungspraktischen Notationshilfen (Kap. 4-5). Die Darstellung der Moduslehre (Kap. 6) erfolgt anhand von Schemata und Tabellen unter Berücksichtigung von Ambitus, authentischer und plagaler Variante, Transposition64 und Differenzierung zwischen traditioneller und zarlinischer Zählung. Ausführungen zum Taktus erfolgen nach dem Gesichtspunkt der Temposchwankungen und der Temposignaturen die, unter besonderer Berücksichtigung der Proportio sextupla, anhand von Beispielen belegt werden (Kap. 7-8).
Der zweite Teil des Buches befasst sich in vier Kapiteln mit Aspekten des Tonsystems und der Notation in der Mehrstimmigkeit. Praetorius geht ein auf Transpositionen der Kirchentonarten bis hin zu drei und zwei , wobei bezeichnenderweise das als Signatur angesehen wird (Kap. 9). Die Folgekapitel geben Anweisungen zur Nummerierung von Stimmen und Chören sowie zur Aufführungsdauer anhand von Taktzahlen (Kap. 10-11). Zuletzt wird die Frage der Unisono- und Oktavverdopplungen in breiten Besetzungen thematisiert und mit Verweis auf Artusi und durch Rekurs auf den prägnanten Spruch "Quando una vox cantat, altera sonat"65 z.T. legitimiert (Kap. 12).
Buch III |
---|
Ging das erste Buch auf die musikalischen Gattungen ein, so befasst sich das letzte und umfangreichste in neun Kapiteln mit ihren aufführungstechnischen Gegebenheiten. Kapitel 1-3 liefern Begriffserklärungen zu Dynamik- und Tempobezeichnungen (z.B. Fortè, Pian), formalen Abschnitten (z.B. Ritornello), Stimmen und Stimmlagen (Partes, Bassetto, Barytonus) sowie Instrumental- und Vokalgruppen (Choro mutato, Ripieno), wobei die Ausführungen zur Capella Fidicina Auskunft geben über Rezeption und Aufführungsvorlieben der geistlichen konzertierenden Musik Italiens im deutschsprachigen Raum.
Kapitel 4-5 sind den Instrumenten gewidmet, ihren italienischen Benennungen und ihrer Einteilung gemäß ihrer musikalischen Funktion in Fundament- und Ornamentinstrumente. Bezeichnenderweise wird als Charakteristikum der Ornamentinstrumentisten die gute Kontrapunktkenntnis hervorgehoben, die als unentbehrlich gilt für die improvisierten melodischen Verzierungen66.
Die Generalbasspraxis der Fundamentinstrumentisten wird im Anschluss (Kap. 6), unter Bezug auf Viadana, Strozzi und Agazzari, nach folgenden Aspekten behandelt: Sinn und Zweck des Basso Continuos als Fundament, Haupt- und Direktionsstimme, Anforderungen an die Instrumentisten, Ausführung im Hinblick auf harmonisch-kontrapunktische Satzdichte, Lage der Kadenzen, Gebrauch der Dissonanzen, Imitation, Ornamentik, Dynamik, Besetzung und zuletzt Generalbassbezifferung.
Die Folgekapitel liefern den wohl ausführlichsten theoretischen Beleg für die Kombinationspraxis von Stimmen und Instrumenten während der Spätrenaissance und dem Frühbarock. Praetorius geht zunächst von fremden mehrchörigen Vokalkompositionen u.a. von Lasso, Merulo, Wert, Gabrieli und Hassler aus und schildert, wie diese gemäß Schlüsselung mit Instrumenten zu besetzen seien (Kap. 7). In einem zweiten Schritt werden dann die Besetzungs- und Dispositionsmöglichkeiten in 12 Arten beschrieben und anhand von eigenen Kompositionen, insbesondere den Polyhymniae Caduceatrix, exemplifiziert (Kap. 8). Die im Geiste des Varietas-Ideals stehenden Beschreibungen veranschaulichen greifbar die Fülle an Besetzungs- und Dispositionsmöglichkeiten. Bezeichnenderweise fokussieren sie dabei jedoch ausschließlich auf praktische Gesichtspunkte – Ambitus, Dynamik, Spielbarkeit – ohne die kompositorischen, rhetorischen oder symbolischen Beweggründe darzulegen.
Das letzte Kapitel vermittelt die italienische Gesangs- und Ornamentationslehre gemäß Bovicelli und Caccini. Der Stoff wird nach der ciceronischen Dreiteilung der Kunst in Natura, Doctrina und Exercitatio angeordnet, wobei der mittlere Teil Anlass zur Beschreibung der Verzierungsfiguren gibt (u.a. Accentus, Tremolo, Groppo, Trillo Passaggiso).
Das Werk schließt mit Personen- und Sachindizes sowie einem Korrekturverzeichnis. Der Personenindex mit den 51 angeführten Autoritäten gibt jedoch nur ein vages Bild über die ca. 200 Personen und 180 Werke, die von Praetorius zitiert werden67.
5. Revisionen |
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- 16. April 2015: Onlinepublikation.
6. Projektfinanzierung und Danksagung |
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Das Projekt wurde im Rahmen eines Stipendiums der Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel durch Gelder des Landes Niedersachsens im Zeitraum vom 1. Januar 2015 bis zum 31. September 2015 gefördert (Programm Digital Humanities). Ein dreimonatiges Folgestipendium vom 15. Oktober 2014 bis zum 15. Januar 2015 an der HAB (Land Niedersachsen, Hauptprogramm) hat dazu beigetragen das Projekt weiter auszubauen und abzurunden. Der Herzog-August-Bibliothek und dem Land Niedersachsen sei für diese großzügige Unterstützung herzlich gedankt.
Meine Anerkennung gilt den Leitern der Bibliothek, Prof. Helwig Schmidt-Glintzer und Dr. Thomas Staecker, für die Rahmenbedingungen, die dem Projekt während seiner gesamten Durchführungszeit zuteil geworden sind. Zu großem Dank verbunden bin ich desweiteren insbesondere Dr. Gillian Bepler und Dr. Volker Bauer, sowie allen Mitarbeitern der Abteilung Stipendienprogramme, Wissenschaftliche Veranstaltungen und Nachwuchsförderung, für das anregende wissenschaftliche Umfeld, die hervorragenden Arbeitsbedingungen im Anna-Vorwerk-Haus und für das Arbeitsklima, das ich lange missen werde. Ein großes Dankeschön gilt auch Thorsten Schaßan für die vielen technischen Hinweise und Verbesserungsvorschläge sowie allen jetzigen und ehemaligen Mitarbeitern der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek – insbesondere Dr. Norbert Ankenbauer – für die zahlreichen hilfreichen Anregungen und Diskussionen.
Prof. Dr. Jeffery Kite-Powells englische Übersetzung und Edition des Syntagma Musicums, Band III68 ist – u.a. aufgrund ihres ausführlichen kritischen Apparates – stets eine wertvolle Hilfe für das Projekt gewesen. Dem Herausgeber sei an dieser Stelle für seine Arbeit, auf welcher das Projekt fußen konnten, sowie für den Austausch im Rahmen dieses Vorhabens innig gedankt. Meine Anerkennung geht ebenfalls an Dr. Gregory Ems für die Durchsicht der lateinischen Textstellen in der Edition und für seine zahlreichen philologischen Ratschläge. Außerdem bin ich Prof. Dr. Marie Thérèse Mourey für ihre wertvollen Erklärungen zum Tanz, sowie Prof. Dr. Michael Heinemann, Prof. Dr. Nicolas Meeùs und Dr. Alice Tacaille für ihre Unterstützung, inhaltliche Hinweise und methodologische Ratschläge stark verbunden.
Meine Anerkennung geht schließlich an Dr. Dietrich Hakelberg für seine entscheidenden Hinweise zum Ausbau des Projektes, sowie an alle Wissenschaftler, die ich während meines Wolfenbütteler Aufenthaltes kennenlernen durfte und deren Hinweise entscheidende Impulse für das Projekt geliefert haben.