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Allen Vornehmen Musicis, Capellmeistern und Phonascis Teutscher Nation, wünschet der Autor neben gebührlichem Gruß und nach Standes gebühr, seinen Dienst, Gottes Segen und alle Wolfahrt.

Alldieweil das fürnembste in diefem Dritten Tomo Syntagmatis Musici, meisten theils des Autoris eigene Gedancken unnd Inventiones seyn, welche er bey Anordnung unterschiedener Chur: und Fürstlichen Concert-Music an unterschiedenen Ortern sonderlich observiret und fleissig in acht genommen, auch durch weiteres nachsinnen unnd dencken in andern vielen Concerten ad usum transferiret, auch endlich auff- unnd zu Papier gesetzet. Ohn alleine, daß Er etlicher Italorum Information (so er allerest, do dieses sein Concept unnd Werck fast zum Ende gebracht, eines theils in etzlichen Praefationibus ihrer im Druck außgegangenen Concerten hin unnd wieder gefunden, Anders Theils aber von guten Leuten, die in Italia versiret, durch Mündlichen Bericht eingenommen) in diesen Tomum mit eingebracht unnd gesetzet hat. Unnd aber ihme experientiâ edocto gar nicht unbewust, daß sonderlich bey evulgation Newer Bücher sich allezeit Miß-Gönner finden, welche aus Angeborner Neidischer Unart, wolgemeinte Arbeit zu tadeln, unnd bey jeder man geringschätzig oder wol gar verhässig zu machen, zum höchsten sich bemühen. Als bittet er alle dieser Kunst Erfahrene, sie wollen diese seine Arbeit in optimam partem interpretiren, candidè hievon censuriren, auch was darin zu verbessern, Ihme und allen der Music-Liebhabern zu sonderlichem Nutz und Ersprießigkeit entweder communiciren, oder öffentlich durch den Druck herfür und an Tag geben: Siquidem oculi semper plus vident, quàm oculus.


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Und ist vor vielen Jahren sein herzliches wünschen und einiges begehren gewesen, daß irgend einer, so von jugend auff in præstantissimorum Musicorum scholis (welche, anderen löblichen Nationen hiemit nichtes benommen, jederzeit in Italia gefunden und an jetzo noch zu finden) erzogen, unnd fundamentaliter informiret unnd angewiesen worden, diese Mühe auff sich nehmen, unnd von denen sachen, welche alhier nur kürtzlich unnd mit wenigem berühret, nach seinem höhern Verstande accuratiùs unnd weitleufftiger tractiren möchte. Damit immer je mehr unnd mehr der mangel in Musicis erstattet, ein gantz vollkommen Werck ans Liecht herfür kehme, und der Posteritet consecriret und hinterlassen würde.

Weil aber dieses sein sehnliches wünschen unnd begehren, noch zur zeit ihme nicht gewehrt worden, unnd aber viel ansehnliche und gelehrte Leute welche dieses sein Scriptum durchlesend approbiret, unnd auch Cantores unnd Phonasci, so zu solcher Concert Music begierig seyn unnd inbrünstiges verlangen tragen, unablessig bey Ihme umb Publication desselben vor diesem unnd auch noch jetzo anhalten. Als hat er ferner nicht unterlassen können noch sollen, männiglichen zur Instruction unnd Nachrichtung, mit diesem seinem geringen von Gott Ihme gnediglich verliehenen Talento zu dienen, damit in unserm allgemeinem Vaterlande Germania, die Edle Music je mehr unnd mehr möchte floriren unnd zu völligerm Stande unnd Auffnehmen gebracht werden. Unnd vielleicht der erste das Eyß gebrochen, und die Bahn gemacht.

Wie aber die Weitberümbsten unnd Vortrefflichste Instrumentisten, Organisten unnd Lautenisten schwehrlich dazu können gebracht werden, sich bey andern hören zu lassen, wo nicht ein alberer zuvor sich am Schulrecht vergriffen, unnd mit seinem unzeitigen unnd ungeschickten tasten unnd raspeln, auch unlieblichen Quintisiren eine Bäwrische, unanmütige Melodey gemacht, und der anderen Ohren dermassen mit Wehetagen geplaget, daß sie für Unmuth selbst alßbald nach der Lauten oder Instrument greiffen, unnd nach vorgehaltenen Toccaten unnd præambulas eine gantz liebliche unnd anmütige Phantasiam unnd Fugam mit künstlichen und Artigen Diminutionen,


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Passagien, Tremoletten unnd Tiraten für die Leute bringen, auch hernacher selbst das Ende verlieren, unnd nicht wissen, wenn sie wiederumb auffhören sollen. Wie lange zuvor hievon Horatius, weil ihme ohne zweiffel die Musici nicht allezeit werden hoffieret haben, eigentlich geschrieben:

Omnibus hoc vitium Cantoribus, inter amicos,
Ut nunquam inducant animum cantare rogati,
Injussi nunquam desistant.

Ebener massen verhofft der Autor, andern, so diesem löblichen unnd lieblichem Studio nachgezogen, und etwa viel Jahr in Italia unnd andern Ortern (dahin Er propter valetudinem, occupationes, et multa alia incommoda nicht gelangen mögen) vieler vortrefflicher Musicorum conversation Kund- unnd Freundschafft gehabt, von denselbigen auch bester massen unterrichtet worden, Anleitung unnd Antrieb zu geben, den Sachen ferner nach zu sinnen, unnd ihre Talenta nicht in die Erde zuvergraben, sondern gantzwillig andern zu communiciren. Welches Er dann von einem jedern candido et Sincero Musico zuvorlessig erwarte. Unnd weil wir alle gemeinem zu dienen von Natur schuldig und verbunden seyn, als wird Er nicht aus Ehrgeitz oder einen grossen Nahmen und Ruhm dadurch zu erjagen, Sondern Teutscher Nation zu gute unnd den Liebhabern der Music zum besten, seinen Quartum Tomum Syntagmatis Musici oder Μελοποιίαν aus des Josephi Zarlini, Joan-Mariæ Artusii, Petri Pontii, Magister Horatii Tigrini, auch vieler anderer vortrefflichen Autorum herrlichen Schrifften zusammen gebracht, durch öffentlichen Druck geliebt es Gott in kurtzen an Tag geben. Verhoffentlich es werden viel fromme und gute Hertzen gefunden werden, welche nicht alleine solche seine Arbeit mit Danck-nemenden gefelligem Gemüte verstehen und erkennen, sondern auch andere dieser Kunst ex prosesso zugethane, anzumahnen, ihre Schrifften, welche sie noch in Adversariis, hievon ans Liecht zu bringen, ursach unnd gelegenheit nehmen. Wie Er denn mehrgedachter Autor vom Henrico Baryphono, Quedlinbgurg Scholæ Phonasco und Musico singulari sonderlich hoffet, er werde nicht allein die Opera, so er in seinen Pleiadibus Musicis promitiret, sondern auch andere mehr, insonderheit aber die Exercitationes Harmonicas, in welchen alles, was ad Theoriam und Praxin zu wissen von nöten, begriffen ist, herfür zu geben kein bedencken tragen, noch andere dieser Kunst begierige lenger auffhalten. Dazu denn der Autor dieses Syntag-


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matis den gemeinen Studiis zum besten, gern die sumptus und unkosten zum trucken, dofern sich nicht andere gute Leute darzu finden, zu impendiren willig anerbotten haben wil. Damit nach dem Exempel der Italorum auch in Germana nostra patria die Musica gleich als andere Scientiæ und Disciplinæ nicht allein excoliret, besondern auch propagiret und zu Gottes einigem Lob und Preiß, auch Gottfürchtigen Hertzen, seliger Recreation und Ergötzligkeit, weit außgebreitet werden möge.

Hiemit den trewhertzigen Leser Göttlichem Schirm empfehlend, welcher diese gute und wolmeinende Arbeit im besten gut und wolmeinend erkennen, und zu seinem guten und Nutz gebrauchen, unnd dem Autori mit solcher guter wolmeinender affection, trewem Hertzen und Gemüt, als Er gegen ihme unnd allen lieben Musicis von grund seines innersten Hertzens gesinnet und affectioniret ist, zugethan seyn und bleiben wolle.

Jesu in te spero, non Confundar in æternum.


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