Tertii
Tomi
prima
pars.
Aσματολογία.
Seu,
Miscellanea de Etymologia et
descriptione
cantionum
non solum apud Italos,
Gallos,
Anglos, verùm etiam hac
memoria apud Germanos
usitatarum,
et tàm usui
Ecclesiastico, quàm Ethico, Politico et Oeconomico dicatarum.
Erster Theil, Darinnen Die Bedeutung der Namen, Wie auch Beschreibung
fast aller Italiänischer,
Frantzösischer,
Englischer,
und jetziger zeit in Deutschland
gebruächlicher
Gesänge, als Madrigalien,
Canzonen,
Villanellen,
et cetera.
erkläret wird.
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---|
Und wird derselbe in nachfolgenden 12 Capiteln abgehandelt.
- Von der Tabell und Abtheilnng der Italianischen,
Frantzösischen,
Englischen,
und numehr in Deutschland gebräuchlichen Gesängen.
- Von den Gesängen, welche Geistliche
unnd
gravitätische weltliche Texte haben, Als:
Concerti,
Motetæ
und
Falso Bordone.
- Von den Gesängen, welche weltliche,
possirliche Texte in gewissen
Versen haben, Als:
Madrigalia,
Stanza,
Sestini
und
Sonetti.
- Von den Gesängen, welche weltliche possirliche Texte, doch nicht in gewissen
Versen haben, Als:
Dialogi,
Canzoni,
Canzonetti
und
Aria.
- Von den Gesängen, welche aus mancherley Stücken
zusammen
gesticket, Als:
Messanza
und
Quodlibet.
- Von den Gesängen welche in Gassaten
und Mummereyen braucht werden, Als:
Giustiniani,
Serenata
und
Balletti.
- Von den Gesängen, welche von den Arbeitern und BawrLeuten gesungen werden, als Vinette,
Giardiniero
und
Villanelle.
- Von den Præludiis
für
sich
selbst, Als da sind,
Phantasien
und
Sonaten.
- Von den Præludiis
zum Tantze, Als Intraden.
- Von den Præludiis
zun Moteten
und
Madrigalien, als Tocaten.
- Von den Täntzen,
so auff gewisse Paß und Tritt gerichtet, als:
Padovana,
Passamezo
und
Galliarda.
- Von den Täntzen,
so nicht auff gewisse Paß und Tritt gerichtet, Als:
Bransle,
Courrante,
Volte,
Alemande und Mascharada.
Dieweil mancher Einfältiger offtmals gerne wissen wolte, was doch die unterschiedene Namen der Italiänischen
und
Frantzösischen
Gesänge bedeuten möchten, So habe ich solches, wie ichs aus vieler vornehmer Autorum
Schrifften zusammen gebracht, zur nachrichtung allhier andeuten wollen, freundlich bittend,
dasselbe im besten auffzu-
nehmen,
und in succum
et
sanguinem zu vertiren. Es können aber solche
Cantiones,
Gesänge
und
Melodeyen
fast alle in nachfolgender Tabel begriffen werden.
Cantilinæ habentur vel |
cum textu |
serio ut
|
Concerti |
quæ partim in rebus sacris, partim prophanis, ut Heroum
laudibus
et Panegyricis solennitatibus adhibentur.
Caput 2. |
Motetæ
et |
Falso Bordone |
Iocoso, quæ considerantur ratione |
Texti |
Integri, qui constat
versibus |
certis ut
|
Madrigalia |
Caput3. |
Stanza |
Sestini |
Sonetti |
Incertis, ut |
Dialogi |
Caput 4. |
Canzoni |
Canzonetti
|
Aria |
consuti, ut Messanza Seu Quotlibet
Caput5. |
Usus |
Politici ut |
Giustiniani |
Caput6.
|
Serenata |
Balletti
|
Oeconomici ut |
Vinetti
|
Caput7. |
Giardiniero |
Villanelle |
Sine textu ut |
præludia vel
|
per se |
Phantasia |
Caput8. |
Fuga |
Symphonia |
Sonata |
vel ad |
Choream, ut Intrada
Caput9. |
Cantilenam, ut Toccata
Caput10. |
Choreæ
passum |
Certorum |
Padovana |
Caput11. |
Passamezo |
Galliarda |
Incertorum
|
Bransle
|
Caput12. |
Courrante
|
Volte |
Alemande
|
Mascharada |
Das II. Capitel.
Von denen Gesängen, Welche Geistliche
und
gravitetische weltliche Texte haben, Als:
Concerti,
Motetæ,
und
Falso Bordoni.
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1.
Cantio,
concentus,
seu
Symphonia |
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1.
Cantio,
concentus,
seu
Symphonia,
est
diversarum
vocum modulatio.
Italis vocatur Concetto vel Concerto, quod Latinis est Concertatio, qua Variae Voces aut Instrumenta
Musica ad concertum faciendum
committuntur. Suavitas enim non tàm in artificio, quàm in ipsa variatione consistit.
Germanicé ein Concert.
Usurpatur autem hoc Vocabulum Concert 1. in genere, quo quavis Cantione
Harmonicæ. Wie davon
ein vornehmer Musicus in Italia,
Ludovicus Viadana
seine
Cantiones,
uff die newe von ihm erfundene sehr anmutige und nutzbare Art gerichtet, mit dem Namen Concert intituliret,
und in der vorhergesetzten
Praefation
unter andern dieses angedeutet:
Daß es gar fleissig dahin gesehen, damit nicht gar zuviel Pausen
inferiret
würden,
besondern, daß diese
Concerten mehr
Liebligkeit,
Cadentien
und
Passaggien in sich hetten, Auch ein jegliches Wort,
und
dessen
Syllaben exactè seinen
Noten
respondiren
möge, damit die Zuhörer alle Wort und
Sententias
desto leichter einnehmen und
verstehen
köndten. Es habe ihn aber hierzu sonderlich bewogen, dieweil er gesehen, daß offtmals eine Mutet von 5, 6 oder mehr Stimmen in die Orgel
gesungen worden, der Sänger oder Cantorn oder,
sonderlich in den Klöstern,
selten
uber zwey oder drey gewesen,
und
also aus mangel der andern Stimmen
der Symphony an
Liebligkeit und Zierde viel entzogen,
sonderlich, weil die außgelassene
Stimmen mit fugis,
Clausulis,
et cetera.
(Welchen in den andern Stimmen,
so mit Musicanten
bestellet, lange Pausen zu respondiren pflegen)
erfüllet
seyn.
Und denn das nach langen und vielen Pausen der Text mutiliret
unnd
zerstümmelt den Auditoren viel Verdruß,
und den Cantoribus
mühe
und arbeit zuwege bringet. Habe derowegen Hand an die
Feder geleget,
und etzliche Mutetten auff eine sonderliche
Concertatweise mit einer, zwo, drey und 4
Stimmen
gesetzet,
und
sonderlich zur Orgel
accommodiret. Welche anderen soviel
Lust
und Beliebung gemacht, daß sie nicht allein in den Haupt Kirchen zu Rom
öffentlich in grosser
frequentz
gesungen,
sondern auch viel vornehme ingenia zur imitation
excitiret
und angereitzet haben.
Wie es denn auch am Tage, daß jetziger zeit in Italia
fast alle, oder ja die meisten
Componisten gar wenig von Madrigalien,
meistentheils aber uff
diese
und der-
gleichen Art gerichtete
sehr herrliche Sachen, welche sie mit einer eintzigen, zwo, dreyen
und vier Stimmen
cum Basso generali pro Organo
(darvon hinten in 3. parte mit mehrerem sol
gesagt werden) in druck herfür kommen lassen,
Concertos,
concentus ac Motettas
indifferenter nennen und
inscribirn.
Und wiewol sie die Lateinische
Cantiones oder Motetten,
so
uber 4 mit 5, 6, 7, 8
Stimmen
gesetzt,
meistentheils
Sacras Cantiones,
sacros
Concentus
et
Motettas intituliren, So befinde ich doch, daß diese
Wörter
Concert,
Cantiones,
Concentus,
Motettas eins wie das andere vor
Geistliche
Lateinische
Gesänge
unnd
Cantiones
verstehen. Wie dann der Steffano Nasimbenii nicht allein seine
Missen und Psalmen
auf 3
Choren mit 12
Stimmen,
sondern auch die andern mit 9,
5
und wenigern Stimmen,
Concertos Ecclesiasticos intituliret.
2.
Inspecie à Concertando, Wenn man unter einer gantzen Gesellschafft der Musicorum etzliche,
und bevorab die besten
und
fürmembsten
Gesellen heraus sucht, daß sie
voce humana,
und mit allerlei Instrumenten, als Zincken,
Posaunen,
Block- und
Querflöiten,
Krumbhörner,
Fagotten oder Dolcianen,
Racketen,
Violen de Gamba, groß und kleine Geygen,
Lautten,
Clavicymbeln,
Regal,
Positiffen, oder Orgeln,
et cetera
und wie die Namen haben oder erfunden werden mögen
(davon im dritten Theil
dieses
Tomi weiter
gesagt werden sol) einer nach dem andern Chorweise
umbwechseln,
und gleich gegen einander streitten,
also, daß es immer einer dem andern zuvor thun,
und
sich
besser
hören
lassen will.
Daher auch das Wort Concerti
sich
ansehen
lest, als wann es von Lateinischen
verbo Concertare, welches mit einander scharmutzeln
heist,
seinen
Urspung habe.
Fürnemlich
und eigendlicher aber ist
dieser
Gesang ein Concert zu nennen, wenn etwa ein niedriger oder
hoher Chor gegen einander,
und
zusammen
sich
hören
lassen. Welche art, ob sie wol auch in Cantionibus Sex
vocum gebraucht wird, kan es doch nirgend besser, als in denen,
so mit vielen Stimmen
uff 2, 3, 4, 5 oder mehr Chor
gesetzt
seyn angeordnet werden.
Die Engelländer nennens gar appositè à consortio ein Consort, Wenn etliche Personen mit allerley Instrumenten, als Clavicymbel oder Großspinnet,
großLyra,
Doppelharff,
Lautten,
Theorben,
Bandorn,
Penorcon,
Zittern,
Viol de Gamba einer
kleinen Discant Geig, einer Querflöit oder Blockflöit, bißweilen auch einer stillen
Posaun oder Racket
zusammen in einer Compagny
unnd
Gesellschafft gar still,
sanfft
und lieblich accordiren,
und in anmutiger Symphonia mit einander zusammen
stimmen.
Das Wort Moteta wird
von unterschiedenen
Autorn
uff
unterschiedliche Art außgeredet und gebraucht.
Alphonsus de Monte Dolio Comes,
Moteta,
Motecta,
Modeta aut Muteta,
Italica vocabula esse putat.
Porrò unde nomen Motectæ
originem traxerit, variæ sunt opiniones. Quidam, quibus Philippus de Monte
astipulari videtur,
muteta,
quasi mutatam, à mutando, eò quod Harmoniæ
et
fugæ invicem quasi commutentur, nomen traxisse, volunt. Si enim versus dicitur à vertendo, quod dictiones prius
multipliciter vertendæ et invertendæ sint priusquam versus fiat. Nοn incommodé etiam Muteta vel bona cantilena à mutando nomen habere potest. Bona enim Cantilena rarό fiet,
nisi ea mutatis fugis,
Clausulis,
intervallis,
et
progressionibus vel centies emendetur.
Johannes Magirus putat motectam
quasi modo tectam dici, quod modus
seu
Tonus in illis tacité et
quasi tecté lateat.
Μoteta enim certi est modi vel generis cantilena.
Johannes
Lippius verò moteta à motando, quod gravitate sua,
et naturali quasi artificio penitissimé mοveat.
Et Johan Petreius Typοgraphus οlim Noriberg in praefatione quadam sic ait:
Selectas præstantissimorum artificium Cantiones, vulgus Italorum ab
elegantia Modulationis modetas vocat.
Darmit aber der Musicus
benevolus
wissen
möge, wie und welcher gestalt etliche Musici Autοres Itali
diese Namen Concerti,
Μοtetti,
Cοncentus,
et cetera. οhn unterscheyd gebraucht haben, Habe ich sοlches hierbey in etwas demonstriren und andeuten wollen.
Motetti
- Seraphini Pattæ
à 1, 2, 3, 4, 5
- Biancheri
- Antonii Fabri
- Hieronymi
Bartei
- Fattorini
- Benigni
Fontanæ
- Severi
Bonini
- Alessandri
Gualtherii
- Josephi Vecchi
- Benedicti
Binaghi
- Cocciolæ
- Guilielmi
Arnoni
- Joan
Baptistae
à 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9
- Giovanni Croce
- Francisci
Anetii
|
|
- Vincentii Putei
- Vincentii
Passermi
- Adami
Gumpelzhaimeri,
à 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 16
- Andreæ
Gabrielis
- Antonii
Versi
- Augustini
Agazzarii
- Augustini Sodorini
|
|
Hierunter sind etliche Autores, die beyde Wörter
(Concerti
und
Motetti) gebrauchen, Als Αntonius Faber,
und
Simon Molinarius.
Thomas Cechinus
inscribirt
seine
Bicinia,
Μotetti Concertati. Andere
Concentus,
Sacra Cantica,
Sacras Cantiones,
Laudes,
Harmonias,
Margaritas,
Dei Laudes,
divinas Laudes,
Μelodias sacras, Spirituales,
Tympanum cœleste,
et cetera.
Ob nu wol diese
also mit 2, 3, 4, 5
Stimmen
gesetzte
Cantiones gar füglich
Concerti genennet werden
können, aus den Ursachen, Dieweil in etlichen die beyde,
drey oder vier Stimmen, einer dem andern die Harmoniam,
und bey etlichen die Passaghien oder diminutiones
nachfugieren,
und was vorher gesungen, nachmachen, dann bald zugleich zusammen fallen,
und
also
gleichsam miteinander concertiren, wer es zum besten heraus bringen kan. Dahin denn auch meine in Polyhymnia Tertia
et
Quinta
(davon im dritten Teil) auch die in der 2, 3, 4,
und
fünfften Art gerichtet seyn.
So haben doch die meisten, eben derselben Art Cantiones
unnd
Concentus mit dem
Namen Motetti
inscribiret, Die wenigsten aber den unterscheid gehalten, daß die Motetten
uffrechte
Orlanische
Motetten, die Concert aber uff
Madrigalische Art gesetzet haben.
Etliche wollen auch diesen
unterscheyd machen, Daß die Concert,
uff etliche unterschiedene
Chor gerichtet,
meistentheils ohne sonderbare
Variatones
und
Observationes der Fugen gar schlecht, Die Motetten aber majori industria et artifi-
cio
und nicht uber 8
Stimmen
gesetzet werden. Welches sich aber auch nicht in allen befindet. Sintemal es in des
Joan Gabrielis
primo libro
Symphoniarum sacrarum, die Cantiones mit 6, 7, biß uff 16
Stimmen,
uff 2, 3,
und 4
Chor gerichtet, billich
nicht allein Moteten, dieweil sie
uff die rechte Motetten Art, deren sich der Orlandus
(quem in isto genere hac nostra memoriâ Primas tenere arbitror) gebrauchet,
gesetzet. Sondern auch Concerten, dieweil sie
uff
unterschiedene
Chor gerichtet seyn
und die VocalStimmen
gleichsam darinnen mit einander concertiren, genennet werden müssen.
Und ob wol Johannes Gabrielis,
Lamberti de Saive,
und anderer fürnehmen
Musicorum
Cantiones Ecclesiasticæ
und
Kirchen Concert, mit dem Titel,
Symphoniæ sacræ
sive Motettæ
,
inscribirt,
und
also dadurch solche
Cantiones, welche mit ConcertatStimmen, zugleich auch allerhand Instrumenten anzuordnen,
verstanden werden. Welches denn auch recht und billich Symphοnia, das ist ein lieblicher Concentus,
zuammenstimmnug
und anmutige Harmonia genennet wird.
So befindet sich doch in mehr gedachtem Johannes Gabrielis letzt publicirten opere, daß er
unter obgenandtem Wort Simfonίa
(aliàs Symphonia) auch dieses will verstanden haben, wenn etwas ohne Vocal Stimmen allein mit Instrumenten, es seyn nun Violen,
Posaunen
und dergleichen musiciret werden sol.
Wie dann auch Ludovicus
Viadana
seine
Canzonen
so er mit 8
Stimmen
uff allerhand Instrumenten zu gebrauchen gar sehr fein und artig gesetzet, mit diesem Namen Sinfoniæ
Musicali
intituliret. Daher ich dann in dieser
signification
solch Wort Sinfonian gleichsfals zu gebrauchen,
Ursach bekommen. Wie dann auch vor unserer zeit, welchs aber nunmehr abkommen, das Wort Symphonia oder Symphoney gebraucht worden, Wenn man den Haußmann
oder Stadtpfeiffer mit seiner gantzen Symphοney, das ist mit allerhand Instrumenten, als:
Zincken,
Posaunen,
Trommeten,
Geygen,
Flöiten,
Krumbhörnern,
Dolcianen,
et cetera hat fordem lassen.
1.
Fürs
erste werden die Psalmen,
so im Anfang der Vesper, als
Nota contra Notam in einer
reige nach einander in unisono
gesetzt
seyn,
Psalmi
Falsi Bordoni genennet. Wiewol in denselben nunmehr der Baß in der Quinta
unter dem Tenor
allezeit gefunden wird,
so die Harmoniam
gut und Complet machet.
2. Bey den Italis aber ist
Falso Bordone, welches die Frantzosen
Faulx
Bourdon nennen, wenn ein Gesang mit eitel Sexten nacheinander
gesungen
wird,
also daß der Alt vom
Discant eine Quarta,
und der Tenor vom
Alt eine Tertia niedriger,
und
also
oben eine Quart,
vnd
unten ein Tertia
respectu mediæ Vocis
ist.
Erat autem veteribus receptum, ut iucundissimæ harmoniarum excursiones interdum hac ratione instituerentur. Sed cum veram Basin non habeant,
et
Bordone
Italis
chordam, quæ ύπάτην
seu maximam in Testudine proximé sequitur,
significet,
Falso Bordone appellatur. Denn die Tertia hat ihren
natürlichen Sitz nicht in
sonis gravibus et inferioribus,
besondern in sonis acutis et superioribus.
3.
Und wie fürs dritte Bordone eine grosse Hummel, welche daher rauschet,
summet und brummet,
interpretiret wird, Also gibt diese Art keine liebliche,
sondern
rauschende,
summende und brummende Harmoniam,
Und
solches wegen folgender Ursachen.
Erstlich weil die Tertia
ihren
locum naturalem hat in sonis
superioribus, wie aus den numeris Harmonicis radicalibus et
proportionalibus 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8 und folgenden Schematismo zu ersehen.
Denn 1
und 2
bestätiget eine Octavam in
sonis inferioribus. Wie aber zwischen 1
und 2 keine andere mittelzahl,
also
ist
zwischen
G
unnd g weder Quinta noch Tertia
und 3 aber bestetiget eine Quintam, Wie 3
und 4 eine Quartam in sonis intermediis. Es kan aber gleicher
gestalt die Quinta in Tertiam
Majorem
und
Minorem
(wegen deß, das zwischen 2
und 3 keine mittelzahl) nicht
abgetheilet werden. Endlich bestetiget 4
und 5
Tertiam
Majorem, 5 aber und 6
Tertiam
minorem in sonis acutis et
superioribus.
Hieraus sihet man nun, daß die Tertia
ihren
Locum naturalem nicht in sonis gravibus,
besondern in acutis habe.
Und weil die Harmonia am besten, in welcher die Consonantiæ an ihren gebürenden
und
natürlichem orte gesetzet werden, und die Tertia in sonis acutis eine liebliche Harmoniam machet, Als folget
daraus, daß sie
in sonis gravibus einen trawrigen unlieblichen
und
rauschenden
concentum zu wege bringet. Wie gleicherweise die Octava in sonis acutis et
superioribus eine hiulcam harmoniam
verursachet, Wie aus diesen
Schemate, darinnen der consonantiarum
sedes
und
series naturalis invertiret wird zu sehen.
Zum andern, weil die Quartæ nach etlicher Meynung,
consonantiæ
perfectæ,
und
derselben nicht zwey,
geschweige denn mehr, ja nicht zwey consonantiæ imperfectæ
absque vitio auff einander folgen können,
so wolte daraus folgen, daß ein solcher
Concentus nicht zu approbiren
sey.
4. Zum vierdten fallen in obliqua σχέσει non Harmonicæ
für, welche die Theorici nicht gerne zulassen wollen, weill es
vitiosi
progressus. Denn wenn die Tertia, welche in sonis gravibus
gesetzet,
per octavam in sonos acutos erhoben wird, hat man so viel Quintas
zwischen der obern und mittel Stimme, als man zuvor Quartas gehabt hat.
5. So werden auch die Clausulæ finales cujuslibet toni,
falsi Bordon genennet. Dann Bordoni propriè
seynd
säume und gebrähme an Kleidern, als ende,
und
gewisse
weise eines dinges, Wie aus den Antiphonis
(ubi Clausulæ finales
cum Clausulis finalibus
Tonorum
et
Basibus videntur ex parte esse incertæ et
falsæ) zu sehen. Wobey dann zu erinnern, daß
etliche vermeynen, der Tenor habe unnd
führe
seinen Namen auch à Bordon, quod est Latiné Tenor,
Germanicé ein Stender, der unter einem Ast am Baume,
so voll Gewächs henget, als ein Stützen
gesetzet wird, dorauff der gantze Baum ruhet. Oder als ein Jacobs- und
Bilgerstab
(Bordone, el'hasta che porta il peregrino per viaggio) denn ein Peregrinator oder Wallersman in der Hand hat,
und
sich daran halten muß.
Item ein baume mit Eisen
beschlagen, da man ein Hauß mit stützet,
und die gantze Last
uffruhet. Die Zimmerleute nennen es Bordonale
einen Träger.
Also
sollen
der
Tenor bey den Lateinern
den Namen uberkommen haben,
gleich wie ein Bordon, der den gantzen Gesang
unterhalten
sol. Wiewol
Aristidis Quintiliani Meynung nicht unbekant seyn wird:
Qui Tenoris
nomen à Tónos, id
est, accentus, deductum esse
testatur
liber I,
caput 5.
Ut enim accentu, vocabuli quæ naturam metimur,
sic
harmoniæ naturam consideramus
potissimum in Tenore.
Aber hiervon im IV.
Tomo geliebt es Gott
mit mehren. Der andern KirchenGesängen
Denominationes
und
Ursprung
sind in I.
parte Tomi Primi
außführlich
eingeführet worden.
Das III. Captiel.
Von den Gesängen, welche weltliche possirliche Texte in gewissen
Versen haben, als:
Madrigalia,
Stanza,
Sestini,
Sonetti.
|
---|
Die Μadrigalia, wie auch nechstfolgende, als Dialogi,
Stanza,
Sestini,
Sonetti,
Canzoni,
Canzonette,
haben ihren Namen nicht von der Melodey des
Gesanges,
sondern
à textu et
versibus.
Dann Madrigale
ist ein Nomen Poematis,
und nicht Cantionis, welcher Text meistentheils aus dem Francisco Petrarcha,
Bocatio,
Petro Bembo,
und
Dante,
genommen seyn.
Es lest
sich aber ansehen, als könne
Madrigale derivirt
werden 1.
Quasi madre della gala, mater de sententia. Wann diese Poeten einen gantzen sensum in 8, 9, oder 10
Versen oder ryhen nicht mehr noch weniger begreiffen.
Denselben Text nimpt ein Componist bißweilen zu einem theil alleine,
bißweilen macht er auch zween theil daraus, Wie in Marentii
und anderer Composition
genugsam zu ersehen. Do aber geistliche in so viel reymen oder reyhen geschrieben,
und vom Componisten zur Harmoni
gesetzet werden,
so nennet was es Madrigalia Spiritualia.
2.
Quasi
Madre della gaia, oder uff
Frantzösisch
gay, quod est
laetitæ, lætus, oder auch
Madre galante, hoc est,
venustus, lepidus, bellus,
elegans,
quasi mater alacritatis vel lætitiæ, Als lustige weltliche Lieder, weil sie etwas anmutiger,
frischer
und
frölicher, weder die Moteten Lauten.
3.
Quasi Mandri-gale, hoc est,
Carmen pastorale, dictum à Mandra, videlicet à gregibus
ovium, quod ejusmodi
rustica
carmina inter pascendum canerent.
Allermassen noch heutiges tages die Hirtten und
Schäfer mit der Sackpfeiffen
ihren
Schäfflein vorzupfeiffen pflegen.
Mandriale enim et Mandrian vocatur Pastor
seu
custosovium.
|
Peroh' al viso d'amor portana insegna.
|
|
Mosso una pellegrina il mio cor vano,
|
|
Ch'ogni altra mi parea d'honor men degna
|
|
E lei sequento
sic per l'herbe verti
|
|
Udi dir l'alta voce di lontano:
|
|
Ahi quanti paßi per la serva perdi:
|
|
Allor mi strinsi a l'ombra d'un bel faggio
|
|
Tutto pensosa, e rimirando intorno
|
|
Vidi assai
periglioso il mio viaggio
|
|
E torna' indietro quasi a mezo il giorno.
|
|
Stanza, id
est, Domicilium seu habitaculum, eine Cammer,
darinn etwas verschlossen,
und ein jeder seinen
sonderlichen Schapp oder Fach hat. Eben so viel Gesetze, nemblich 4, 5, oder 6, mehr oder minder nicht, machen die Poeten,
und wird genennet,
Prima Stanza,
secunda
Stanza,
et cetera gleich als primus strophus, prima pars, der erste Schapp,
Gesetz oder Theil, der ander Schapp oder Gesetz.
Unnd
so viel Theil machen auch die Componisten daraus,
Und gebrauchen es auch also:
Prima |
stanza, id est pars. Der erste, ander oder dritte Theil. |
Secunda |
Tertia |
Sestini à numero Versuum nomen sortiuntur, welch sechs
und ein halbes Gesetz,
und in einem jedern Gesetz
sechs reygen haben.
Und werden die letzten Wörter des ersten
Gesetzes in allen folgenden sechs
Gesetzen
repetirt, doch alsο, daß sie verwechselt,
und niemals wiederumb in dieselbige zeilen, darinn sie zuvor gestanden
seyn,
reponirt werden.
I.
|
Chì e fermato di menar sua vita.
|
|
Su per l'onde fallaci, e per li scogli
|
|
Sceuro da morte con un picciol legno:
|
|
Non può molto lontan esser dal fine;
|
|
Però farebbe da ritrarsi in porto,
|
|
Mentre al governo ancor cede la vela.
|
|
II.
|
L'aura soave; a cui governo, e vela
|
|
Commisi entrando a l'ammor osa vita
|
|
Esperando venire à meglior porto?
|
|
Poi mi conduisè in piu di millé scogli
|
|
E la cagion del mio doglioso fine
|
|
Non piu d'intorno havea, ma dentro allegno
|
|
III.
|
Chiuso gran tempo in questo cieco legno
|
|
E'rrai senza levar occhio a la vela,
|
|
Ch'anzi'l mio di mi transportavana al fine
|
|
Poi piacque a lui, che mi pordusse in vita
|
|
Chiamarmi tanto indietro da gli scogli
|
|
Ch'almen da lunge m'apparisse il porto,
|
|
IV.
|
Come lume di notte in alcun porto
|
|
Vide mai d'alto mar nave ne legno,
|
|
Se non glie'l tolse o tempestate, o scogli;
|
|
Cosi di su da la gonfiata vela
|
|
Vid'io le nsegne di quell'altra vita
|
|
Et allor sospirai
verso'l mio fine.
|
|
V.
|
Non perch'io sia
securo ancor del fine
|
|
Che volendo col giorno essere a porto
|
|
E gran viaggio in cosi poca vita;
|
|
Poi temo, che mi veggio in fragil legno
|
|
E piu, ch'i non vorrei,
piena la velo
|
|
Del vento. che mi pinse in questi
scogli.
|
|
VI.
|
S'io esco vivo de dubbioß scogli
|
|
Et arrivo il mio eßilio ad un bel fine
|
|
Ch'i sarei vago di voltar la vela
|
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E l'ancor gittar in qualche porto:
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Se non ch'i ardo, come acceso legno
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Si m'è duro a lassar l'usata vita
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Signor de la mia fine, e de la vita,
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Prima ch'i siacchi il legno tra li scogli
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Drizza a bu on portol'affanata vela.
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Ist ein genus Carminis von 14
Versen, haben ihre sonderliche Art in den Reymen, Wie daß aus nachfolgendem Exempel
außm Petrarcha zu ersehen.
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Io cantarei d'amor si novamente,
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Ch'al sommo cielo il di mille sospiri
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Trarrei del petto et mille altri desiri
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Raccende rei ne la gelata mente,
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Vedrei lo spirto mio cangair sovente
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Gli affetti vani,
et per pietosi giri
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Estendor
sue vertu senza martiri
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Si come quel, che di suo error si ponte.
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Non piu rose vermiglie infra la neve.
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Qui corchorei, ne argento,
oro,
et avorio,
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Ma'l ben, che sempre in ciel si
specchia
et guarda,
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Sel'alto Creator nel mio cor breve
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Venisse,
et io potesse dir, mi glorio
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Signor, che piu la gratia tua non tarda.
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Das IV. Capitel.
Von denen Gesängen,
so Weltliche possirliche Texte, doch nicht in gewissen
Versen haben, Als:
Dialogi,
Canzoni,
Conzonette
und
Aria.
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Was
Dialogi
seyn,
ist einem jeden bekant. Dann Dialogus
heist ein Gespräch, als wenn einer dem andern uff
beschehene Frage antwortet,
und eins umbs ander gleich per Choros
umbgewechselt wird.
Inmassen dann auch hierher die Echo
referiret werden können.
Der Canzonen
seynd zweyerley: Denn 1. etliche, wie auch die vorhergehende Sonetti
(Latiné Cantilena,
Cantio, quae sunt vocabula generaliora,
Gallicé
Chanson)
sind recht weltliche oder Buhlenliedlein, die man singet.
Und
dieselbe
seynd
unterschiedlich bey den Poeten, haben aber nicht gleich viel Gesetze und Reygen, und in denselben auch nicht allezeit gleiche Art,
fast wie die Hymni
Pyndarici, oder Odæ Horationæ.
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Di pensier in pensier, di monte in monte
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Mi guida Amor, ch'ogni segnato calle
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Provo contrario a la tranquilla vita.
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Se'n solitaria piaggia, rivol, o fonte,
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Se n'fra duo poggi siede
amhrosa vallei
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Iui s'acqueta l'alma sbigottita;
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Hor ride, Hor piagne, hor
teme, hor s'assecaro
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E'l volto, che lei segue, ou'ella il mena.
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Et in un esser, picciol tempo dura;
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Onde a la vista, huom di tal vita esperto
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Diria;
questi arde, e di suo
stato è incerto.
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2. Seynd auch etliche ohne Text mit kurtzen Fugen,
und artigen Fantasien
uff 4, 5, 6, 8,
et cetera
Stimmen
componirt, Dahinten an die erste
Fuga von fοrnen meistentheils
repetirt
und darmit beschlossen wird, Welche auch Canzonen
und
Canzoni genennet
werden. Wie dann sοlcher Art gar viel und
schöne
Canzonen in Italia, bevorab des
Johan Gabrielis mit wenig und viel Stimmen
publicirt werden.
Ist das Diminutivum,
und
seynd auch kurtze Liedlein oder Meistergesänge, doch allezeit mit weltlichen Texten. Die Canzoni aber haben
bißweilen auch geistliche Text,
und alsdann werden sie genennet Canzoni
Spirituali. Und in diesen
Canzonetten wird
meisten theils die erste
und letzte Reye repetirt, die mittelste aber nicht.
Ist eine hübsche
Weise oder Melodey, welche einer aus seinem eignen Kopffe also
singet. Sind bey uns auch Deutsche weltliche Lieder mit schönen zierlichen Texten.
Und
solche
und dergleichen schöne
Arien nennen die Itali jetzunder Schertzi.
Das V. Capitel.
Von den Gesängen, Welche aus mancherley Stücken
zusammnen
gesetzet
seyn, Als:
Messanza
und
Quotlibet.
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Messanza
seu
Mistichanza.
Ist ein Quotlibet
oder Mixtur von allerley Kräutern,
una salta de Mistichanza. Wird sonsten in gemein ein Quotlibet genennet. Do nemlich aus vielen unnd mancherley Motetten,
Madrigalien,
und andern deutschen weltlichen, auch possirlichen
Liedern
eine halbe oder gantze zeile Text mit den Melodeyen
und
Notten,
so darzu und
darüber
gesetzt
seyn,
herausser genοmmen,
und aus vielen stücklin
und
fläcklein
gleichsam ein gantzer Peltz zusammen
gesticket
und geflicket wird.
Es seynd aber derselben
Quotlibeten
dreyerley Arten.
Etliche haben in einer jedern Stimme
einen besondern
unnd vollkommennen Text. Wie dann eins,
so mir sehr wol gefellt, gefunden wird, da in
einer Stimme
Erhalt uns
Herr, In der andern
Ach Gott vom Himmel, In der dritten
Vater unser im Himmelreich, In der vierdten
Wir gleuben,
In der fünfften
Durch Adams Fall gantz durchgeführet werden. Αutore Iohanne Göldelio.
Etliche haben zwar in einer jeden Stimm
einen besondern Text, aber gar zerstümmelt
und zerbrochen, Wie des Nicolai Zangii
Quotlibet.
Etliche haben in allen Stimmen einerley
Text, welcher aber auch unvollkommen
und
abrumpirt,
und bald ein ander darauff erwischet wird, Wie in Melchioris Francken
Quotlibeten
Und in den beyden Messanzen,
Mirani a 5 und Nascela pena a 6 zu ersehen.
Das VI. Capitel.
Von den Gesängen, Welche in Grassaten
und Mummerien gebraucht werden, Als:
Giustiniani,
Serenata
und
Balletti.
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Sind etliche Buhlenliedlein
(rudis et levis Musica à q́uodam appelata)
meistlich mit dreyen Stimmen, in der Sprach de Bergamasca, von einer edlen Curtisan auß der Stadt Bergama.
Ist ein Abendsgesang mit dreyen oder mehr Stimmen, Wenn man des Abends uff der Gassen
spatziren, oder Gassaten gehet,
und wie es uff
Universiteten genennet wird, den Jungfern ein Ständichen oder Hoferecht macht,
und die Ritornello dazwischen musicirt werden. Davon weiter im 1.
Capitel des dritten Theils.
Deren seynd zweyerley Art:
1.
Erstlich
seynd
sonderliche
Gesänge, die am Reyen und zum Tantz
gesungen,
(denn Ballare
heist
Saltare, das ist,
Tantzen) derer Art etliche
gar liebliche und anmutige Balleten vom
Iacobo Gastoldo,
und
Thoma Morleo publicirt
gefunden werden.
2. Der andern Art Balli oder Ballette
seynd, welche keinen Text haben.
Und wenn dieselbigen mit Schallmeyen oder Pfeiffen zum tantze gespielet werden,
so
heist es stampita. Im Frantzösischen nennet man es un Ball, das seynd allerley Täntze
in genere, als Bransle,
Courranten,
Volten,
Gagliarden,
et cetera.
Ballet aber sein
sonderliche
Täntze zu Mummereyen und
Uffzügen gemacht, welche zur Mascarada
gespielet werden.
Dieselbe werden uff
ihre
sonderliche
Inventiones gerichtet,
unnd hat ein jedes Ballet gemeiniglich
drey theil. 1. Die Intrada, wenn die
Personen in der Mummerey zum eingang erscheinen. 2. Die Figuren, welche die vermascarirten
Personen im stehen, tretten, auch umbwechßlung der örther,
und
sonsten
uff
Buchstaben in eim Ringe, Crantze, Triangel, Vierecken, Sechsecket, oder andere Sachen formieren,
und
sich durch einander winden, darauff dann die gantze Invention
und
Essentia des Ballets
bestehet
und gerichtet ist. 3. Die Retrajecte, das
ist der abzug oder abtritt, damit die Invention,
unnd gantz Ballet geendet unnd
beschlossen wird,
und werden dieselbe hernacher nicht mehr gebraucht,
sondern
hören zugleich mit der Mascarada
aüff. Doch seynd
sie, als ein ander lieblicher Gesang, in der Music nach wie vor mit Instrumenten zu gebrauchen, nicht undienlich. Wie dann derselben Exempeln,
nebenst andern allerley Frantzösischen
Täntzen
und
Liedern, als Branslen,
Couranten
und dergleichen in meiner Terpsichore
gnugsam zu finden,
daselbst dann auch hiervon mit mehrern gesagt worden.
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Di tempo in tempo mi si fa men dura
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L'angelica figura, e'l dolce riso,
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E de gli occhi leggiardi meno oscura.
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Che fanno meco homai questi
sospiri:
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La mia angosciosa, è disperata
vita
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S'aven ch'el volto in quella parte giri
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Mantener mia ragion, e darmi aita;
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Ne pero trovo ancor guerra finita,
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Ne tranquillo ogni stato del cor mio.
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Quanto piu la speranza m'assecura.
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Das VII. Capitel.
Von denen Gesängen, Welche von den Arbeitern und Bawrsleuten gesungen werden, Als:
Vinette,
Giardiniero
und
Villanelle.
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Vinette oder Vinate
ist ein Liedlein eines Weinmeisters oder Wintzers,
so in Weinbergen arbeiten. Dan Vinetto
heist ein Wintzer oder Weinmeister,
Vinette aber vinum cibarium ignobile.
Vinate
seynd drinck-Gesänge, oder wenn ichs recht tituliren
sol, Saufflieder, welche in Deutschland bey uns nicht seltzam noch ungebräuchlich.
Und halt ich darfür, daß keine Eittelkeit oder Nichtigkeit in der Welt, darauff nicht etwa ein Music gerichtet oder gefunden sey.
Gardiniero
ist eines Gärtners
Lied, wie die,
solche bey ihrer Arbeit im Garten singen. Denn Giardiniero
heist ein Gärtner,
Gardino ein Garten, oder Baumgartten.
3.
Villanellen, Villages. |
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Villanellen haben
den Namen à Villa, das ist ein Dοrff,
und
Villano, ein Bawer, Item
Villanello, daß diminutivum, welchs
so viel ist, als subrusticus,
Inde Vilanella, Ein Bawrliedlein, welche die Bawren und gemeine Handwercksleute singen. Daher dann auch die Componisten offt mit sonderm fleiß ein 4 oder 5
Quinten, gleichwol aber gar selten hinder einander her setzen,
contra regulas Musicorum, Gleich wie die Bawren nach der Kunst nicht singen,
sondern nach dem es ihnen einfellet.
Und
ist eine Bäwrisch
Music zu einer Bäwrischen Matery. Etliche solche
Gesänger werden auch genennt
Villotta,
Vilatella,
dadurch sonsten ein klein Dörfflein
verstanden wird.
Sonsten werden in Franckreich die Bawren
Täntze, welche von den Bawren selbsten
inventirt,
und mit Schallmeyen auch Geigen, da offt zwo, drey und mehr Personen zu einer Stimm gebraucht werden, mit dem Namen Villages genennet.
Und biß hieher von den Gesängen,
so Texte haben. Folgen nun die ohne Texte.
Das VIII. Capitel.
Von den Præludiis vor sich
selbst, Als da sind,
Phantasien,
Fugen,
Simphonien
und
Sonaten.
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1.
Fantasia, rectiùs Phantasia,
Capriccio. |
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Capriccio
seu
Phantasia
subitanea. Wenn einer nach seinem eignem plesier
und gefallen eine Fugam zu tractiren vor sich nimpt, darinnen aber nicht lange immoriret,
sondern bald in eine andere fugam, wie es ihme in Sinn kömpt,
einfället. Denn weil ebener massen, wie in den rechten Fugen
kein Text darunter gelegt werden darff,
so
ist man auch nicht an die Wörter gebunden, man mache viel oder wenig, man digredire, addire,
detrahire, kehre unnd wende wie man wolle.
Und kan einer in solchen
Fantasien
und
Capriccien
seine
Kunst
und
artificium eben so wol sehen
lassen. Sintemal er sich alles dessen, was in der Music tollerabile
ist, mit bindungen der
Discordanten,
proportionibus,
et cetera. ohn einigs bedencken gebrauchen darff, Doch daß er den Modum
und die Ariam nicht
gar zu sehr
uberschreite,
sondern
in terminis bleibe. Darvon an eim andern Ort, geliebts Gott, mit mehrerm sol
gesagt werden.
Fugæ nihil aliud sunt, ut ait Abbas Dominus
Joannes Nucius,
quàm ejusdem thematis per distinctos locos crebræ resultationes
Pausarum interventu sibi
succedentes. Dictæ sunt autem à fugando, quia vox vocem
fugat, idem melos de
promendo.
Italis vocantur Ricercari.
Ricercare enim idem est, quod investigare, quærere, exquirere, mit fleiß erforschen,
unnd
nachsuchen. Dieweil in tractirung einer guten Fugen mit sonderbahrem fleiß unnd nachdencken aus allen winckeln zusammen
gesucht werden muß, wie unnd
uff mancherley Art und
weise
dieselbe in einander gefügt, geflochten,
duplirt, per directum et indirectum seu contrarium, ordentlich,
künstlich
und anmuthig zusammen gebracht,
und biß zum ende hinaus geführt werden könne.
Nam ex hac figura omnium maximè Musicum ingenium æstimandum
est,
si pro certa Modorum natura aptas
Fugas eruere,
atque erutas bona et laudabili cohærentia ritè jungere noverit.
3.
Sinfonia, rectiùs vero Symphonia. |
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Sinfonia, wie droben angezeigt worden, wird von den Italiänern dahin verstanden, wenn ein feiner vollständiger
Concentus, in Manier einer Toccaten,
Pavanen,
Galliarden oder andern
dergleichen Harmony mit
4, 5, 6 oder mehr Stimmen, allein uff
Instrumenten ohn einige Vocalstimmen zu gebrauchen,
componirt wird. Dergleichen Art von ihnen bißweilen im anfang (gleich als ein Præambulum
uff der Orgel, auch offt im mittel der ConcertGesängen
per Choros adhibirt
und gebraucht wird. Wie im 8.
Capitel des dritten Theils dieses
Tomi Tertii mit mehrerm, auch was unterm Wort Ripieni,
Ritornello,
et cetera. zu verstehen
sey, zu befinden seyn wird.
Sonata à sonando, wird also genennet, daß es nicht mit Menschen
Stimmen,
sondern allein mit Instrumenten, wie die Canzonen,
musicirt wird. Derer Art gar schöne in Johannes Gabrielis
und andern Autoren
Canzionibus
und
Symphoniis zu finden
seyn. Es ist aber meines erachtens dieses der unterscheyd, Daß die Sonaten gar gravitetisch
und
prächtig
uff
Motetten Art gesetzt
seynd, Die Canzonen aber mit vielen schwartzen
Notten
frisch,
frölich
unnd
geschwinde hindurch passiren.
Daß auch mit dem Wort Sonata oder Sonada der Trommeter zu
Tisch- und
Tantzblasen genennet werde,
ist im 8. Capitel des
dritten Theils dieses
Τomi
Τertii mit mehrerm zuvornehmen.
Das IX. Capitel.
Von den Præludiis zum Tantze, als Intraden.
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Intrata (vulgò Intrada) vel Entrata, id est,
ingressus vel aditus, ab intran-
do, vel introitu, welch man
bey grosser Herren Einzug oder Auffzügen im Turnieren und
sonsten zu gebrauchen pflegt.
Das X. Capitel.
Von den Præludiis zur Motetten oder Madrigalien, als die Toccaten.
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Tocata,
ist als ein Præambulum, oder Præludium,
welches ein Organist, wenn er erstlich
uff die Orgel, oder Clavicymbalum greifft, ehe er ein Mutet oder Fugen anfehet, aus seinem Kopff vorher fantasirt, mit schlechten entzelen griffen, und Coloraturen,
et cetera. Einer aber hat diese, der ander ein andere Art, davon
weitlæufftig zu tractiren allhier unnötig,
und erachte mich auch zu gering, einem oder dem andern
hierinnen etwas fürzuschreiben.
Und ob ich zwar viel herrliche Tocaten von den vornembsten
Italiänischen
und
Niederländischen
Organisten
zusammen bracht, auch selbsten nach meiner Einfalt und Wenigkeit etliche darzu gesetzet, in willens dieselbige im druck zu publiciren, So habs ich
doch noch zur zeit umb
gewisser
Ursachen willen nicht zu Werck richten wollen.
Sie werden aber von den Italis meines erachtens, daher mit Namen Toccata
also genennet, weil Toccare heiß tangere, attingere,
und
Toccato,
tactus. So sagen auch die Italiäner
Toccate un poco. Das heist,
beschlagt das Instrument, oder begreifft die Clavier ein wenig. Daher Toccata ein durchgriff oder
begreiffung des Claviers gar wol kan
genennet werden.
Das XI. Capitel.
Von den Täntzen,
so auff gewisse
Paß
und
Tritt
gerühret, Als:
Padoana,
Passamezo
und
Galliarda.
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Paduana,
Italicè Padoana,
sol den Namen haben von der Stadt Padua in
Italia,
daselben, wie etliche meynen,
diese Art der Music
erst erfunden seyn
sol.
Galli
und
Angli nennen es Pavana.
Es ist aber Pavane
eine Art von bestendiger
und
gravitetischer
Music. Wie denn die Pavanen, wenn
sie in eim consort von allerhand lieblichen Instrumenten
musicirt werden, ein sonderbahre, anmutige, darneben auch prächtige
Harmoniam von sich geben.
Ist aber sonsten
für nemlich zu gravitetischen
Täntzen
ordinir
und gerichtet. Wird auch in Engelland allezeit zum Tantzen
gebraucht, hat meistentheils 3
repetitiones, deren jede 8,
12 oder 16
tact, weniger aber nicht
haben muß, wegen der 4
Tritt oder Passuum
so darinnen observirt werden müssen. Sie haben nichts sonderlichs von Fugen, bißweilen pflegen sie eine Fug etwas anzufangen,
lassen aber bald nach,
und
beschliessen. Der Tantz aber
sο man La
pavane,
und auch La pavam de Espaigné nennet,
kömpt
ursprünglich aus Hispanien,
Inmassen man sihet, daß er mit sonderlichen,
langsamen zierlichen Tritten,
und
Spanischer gravitet formiret werden muß.
Passamezo á passando,
transeundo, daß man gar sanfft
und
allmählich herein tritt, wenn darnach getantzet wird.
Italis enim passaæ,
est
transiré, permeare, decedere
et
passamento, idem est quod transitio.
Und gleich, wie ein Galliard
fünff tritt hat,
und dahir ein Cincquebass genennet wird,
Also hat ein Passamezo kaum halb sο viel Baß, als ein Galliard,
quasi dicas mezo passo.
Galliarda Italicé Gagliarda,
est
strenuitas, fortitudo, vigor, in Frantzösischer Sprach Gaillard oder Gaillardise,
und
heist eine gerade Geschwindigkeit.
Alsο, wenn ich einen wol proportionirten geraden
Menschen nennen wil,
so
sage ich von Ihm,
c'est un homme bien gaillard. Weil demnach der Gaillard mit geradigkeit
unnd guter Disposition mehr, als andere Täntze muß verrichtet werden, als hat er ohne zweiffel
den Namen daher bekommen. Es wird aber der Galliard ad tactum in æqualem,
et Trochaicum
mensurirt, hat auch, wie der
Pavan 3
repetiones, deren jede 4,
8 oder 12
tact, weniger aber oder mehr nicht haben muß. Die
Italiäner nennens in gemein Saltarelli, dο bißweilen amorosische Texte darunter gesetzt
seyn, welche sie in Mascaraden
selbst
singen,
und zugleich tantzen, ob gleich keine Instrumenta darbey vorhanden.
Das XII. Capitel.
Von den Täntzen, So nicht auff gewisse
Paß
und
Tritt gerichtet, Als:
Bransle,
Courante,
Volte,
Αlemande
und
Mascharada.
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Bransle
ist ein Frantzösischer
Tantz. Vielleicht vom Bransler, das heist zu zittern,
sich regen,
rühren oder bewegen. Es ist aber in diesen
Täntzen die Commotion
und bewegung nicht so hefftig, wie in den Galliarden
und
Courranten,
sondern gar gelind, allein mit den Knien ohne sprünge. Was aber für
unterscheyd in den Branslen
und
andern
Frantzösischen
Täntzen gehalten wird, davon ist in der Præfation meiner Terpsichore
Musarum
Aoniarum weitere meldung geschehen.
Couranten haben den Namen à Currendo oder Cursitando, weil dieselbe
meistentheils mit gewissen
abgemessenen
Sprüngen auff und nieder, gleich als mit lauffen im Tantzen gebraucht werden.
Volte à Vertendo. Denn Volta, Italicé versura,
quæ fit ab oratore,
und
Volten
Gallicé
heist
umbkehren,
Voltare, Vertere,
versare daher, daß man sich in diesem
Tantze mit einander schwinget
und
umbkehret, von einer seit zur andern.
Und muß die Volta nur halb sο viel, als die Courranten in der repetition
haben.
Alemande
heist
so viel, als ein deutsches
Liedlein oder Täntzlein. Denn Alemagna
heist
Germania,
und
un Alemand ein Deutscher. Es ist aber dieser
Tantz nicht so fertig und hurtig,
sondern etwas schwehrmütiger
und
langsamer, als der Galliard, Sintemaln keine extraordinariæ motiones darinn gebraucht werden. Haben
bißweilen 2, bißweilen 3
repetitiones, deren jede meistentheils nur uff 4
tact gerichtet ist.
Und ob wol in den Pavanen auch nur 4
tact oder passus ordinarié
seyn
müssen,
so
sind
sie doch gegen dem Alemande in dupla prοportione. Als daß, wann im
Pavan in einer repetition 16
tact oder semibreves vorhanden,
so
sind im Alemande
nur halb so viel, nemlich 8
tact in notis
Minimis.
Mascharato,
Italis
Personata,
Maschara,
persona
et
Mashera, Latiné Larva,
seu facies personata vel Larvata,
ist
uff
deutsch ein Mummerey, wenn ihrer etliche mit Larven und Kleidern sich vermummen,
und
also in Pancketen,
und
fürnehmer
Personen
Collationibus mit einer Music
erscheinen.
Und wird auch derselbige
Gesang
und
Musica daher Mascherata oder Maschara genant. Welche Gesänge, ob sie gleich ihre sonderliche
Melodiam haben und
gewisse
Täntze
seyn, werden sie doch allezeit in Mummerey Kleidern,
und in Maschen, oder wie man es nennet, in Larven
verrichtet,
Und
gehöret zu den Balletten, davon oben gesagt worden.
Und
diesen
fünfferley Art Täntzen, werden uber diß noch mancherley unterschiedene Namen zugesetzet
und gegeben, davon in meiner Musarum
Aoniarum
Terpsichore mit mehrerm Bericht zu ſinden.
Ende