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2. Motecta.

Das Wort Moteta wird von unterschiedenen Autorn uff unterschiedliche Art außgeredet und gebraucht.

Sic nomina variant.                
1.   Jacob de Kerle  Moteta  in plurali Neutro  Posuerunt.  
2.   Lechnerus et Utendal  Motetta  in fœminino 
Philippe de Monte  in plurali Neutro 
3.   Ivo de Vento  Motteta  in plurali Neutro 
4.   Lechnerus  Motecta  in fœminino 
Utendal et Riccius  in plurali Neutro 
5.   Utendal et Ivo de vento  Muteta  in fœminino 

Alphonsus de Monte Dolio Comes, Moteta, Motecta, Modeta aut Muteta, Italica vocabula esse putat.

Porrò unde nomen Motectæ originem traxerit, variæ sunt opiniones. Quidam, quibus Philippus de Monte astipulari videtur, muteta, quasi mutatam, à mutando, eò quod Harmoniæ et fugæ invicem quasi commutentur, nomen traxisse, volunt. Si enim versus dicitur à vertendo, quod dictiones prius multipliciter vertendæ et invertendæ sint priusquam versus fiat. Nοn incommodé etiam Muteta vel bona cantilena à mutando nomen habere potest. Bona enim Cantilena rarό fiet, nisi ea mutatis fugis, Clausulis, intervallis, et progressionibus vel centies emendetur.

Johannes Magirus putat motectam quasi modo tectam dici, quod modus seu Tonus in illis tacité et quasi tecté lateat. Μoteta enim certi est modi vel generis cantilena.

Johannes Lippius verò moteta à motando, quod gravitate sua, et naturali quasi artificio penitissimé mοveat.

Et Johan Petreius Typοgraphus οlim Noriberg in praefatione quadam sic ait: Selectas præstantissimorum artificium Cantiones, vulgus Italorum ab elegantia Modulationis modetas vocat.

Darmit aber der Musicus benevolus wissen möge, wie und welcher gestalt etliche Musici Autοres Itali diese Namen Concerti, Μοtetti, Cοncentus, et cetera. οhn unterscheyd gebraucht haben, Habe ich sοlches hierbey in etwas demonstriren und andeuten wollen.


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Hierunter sind etliche Autores, die beyde Wörter (Concerti und Motetti) gebrauchen, Als Αntonius Faber, und Simon Molinarius. Thomas Cechinus inscribirt seine Bicinia, Μotetti Concertati. Andere Concentus, Sacra Cantica, Sacras Cantiones, Laudes, Harmonias, Margaritas, Dei Laudes, divinas Laudes, Μelodias sacras, Spirituales, Tympanum cœleste, et cetera.

Ob nu wol diese also mit 2, 3, 4, 5 Stimmen gesetzte Cantiones gar füglich Concerti genennet werden können, aus den Ursachen, Dieweil in etlichen die beyde, drey oder vier Stimmen, einer dem andern die Harmoniam, und bey etlichen die Passaghien oder diminutiones nachfugieren, und was vorher gesungen, nachmachen, dann bald zugleich zusammen fallen, und also gleichsam miteinander concertiren, wer es zum besten heraus bringen kan. Dahin denn auch meine in Polyhymnia Tertia et Quinta (davon im dritten Teil) auch die in der 2, 3, 4, und fünfften Art gerichtet seyn.

So haben doch die meisten, eben derselben Art Cantiones unnd Concentus mit dem Namen Motetti inscribiret, Die wenigsten aber den unterscheid gehalten, daß die Motetten uffrechte Orlanische Motetten, die Concert aber uff Madrigalische Art gesetzet haben.

Etliche wollen auch diesen unterscheyd machen, Daß die Concert, uff etliche unterschiedene Chor gerichtet, meistentheils ohne sonderbare Variatones und Observationes der Fugen gar schlecht, Die Motetten aber majori industria et artifi-


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cio und nicht uber 8 Stimmen gesetzet werden. Welches sich aber auch nicht in allen befindet. Sintemal es in des Joan Gabrielis primo libro Symphoniarum sacrarum, die Cantiones mit 6, 7, biß uff 16 Stimmen, uff 2, 3, und 4 Chor gerichtet, billich nicht allein Moteten, dieweil sie uff die rechte Motetten Art, deren sich der Orlandus (quem in isto genere hac nostra memoriâ Primas tenere arbitror) gebrauchet, gesetzet. Sondern auch Concerten, dieweil sie uff unterschiedene Chor gerichtet seyn und die VocalStimmen gleichsam darinnen mit einander concertiren, genennet werden müssen.

Und ob wol Johannes Gabrielis, Lamberti de Saive, und anderer fürnehmen Musicorum Cantiones Ecclesiasticæ und Kirchen Concert, mit dem Titel, Symphoniæ sacræ sive Motettæ , inscribirt, und also dadurch solche Cantiones, welche mit ConcertatStimmen, zugleich auch allerhand Instrumenten anzuordnen, verstanden werden. Welches denn auch recht und billich Symphοnia, das ist ein lieblicher Concentus, zuammenstimmnug und anmutige Harmonia genennet wird.

So befindet sich doch in mehr gedachtem Johannes Gabrielis letzt publicirten opere, daß er unter obgenandtem Wort Simfonίa (aliàs Symphonia) auch dieses will verstanden haben, wenn etwas ohne Vocal Stimmen allein mit Instrumenten, es seyn nun Violen, Posaunen und dergleichen musiciret werden sol.

Wie dann auch Ludovicus Viadana seine Canzonen so er mit 8 Stimmen uff allerhand Instrumenten zu gebrauchen gar sehr fein und artig gesetzet, mit diesem Namen Sinfoniæ Musicali intituliret. Daher ich dann in dieser signification solch Wort Sinfonian gleichsfals zu gebrauchen, Ursach bekommen. Wie dann auch vor unserer zeit, welchs aber nunmehr abkommen, das Wort Symphonia oder Symphoney gebraucht worden, Wenn man den Haußmann oder Stadtpfeiffer mit seiner gantzen Symphοney, das ist mit allerhand Instrumenten, als: Zincken, Posaunen, Trommeten, Geygen, Flöiten, Krumbhörnern, Dolcianen, et cetera hat fordem lassen.


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