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Bassus.

Und dieweil endlich der Baß, also, das Fundament aller Stimmen, an allen örthen unnd enden, bevorab, wenn die Chor in der Kirchen weit vor einander unterschiedlich angestellet, viel mehr und eigendlicher, als die andere Stimmen gehöret werden muß. Denn wenn der eine Baß in der Quint (welches dann in solchen Compositionibus, wenn man die Musicalische Regeln in acht nehmen will, nothwendig seyn muß) Uber den rechten FundamentBaß, welcher an einem andern weit abgelegenen Ort nicht kan durchaus an allen örthern gleich starck gehöret werden, stehet, sο gibt es gar ein unliebliche Harmony. Dieweil alsdann der Tenor oder Cantus, welcher sonsten mit dem rechten FundamentBaß in einer Octaven stehet, diesem mittelBaß in einer Quart οder Undecima sehr disponiret, oder gar einen unebenen Laut von sich gibt. Es sey dann, daß man ein FundamentCorpus, als ein Regal oder Positiff (welches ausserhalb Fürstlichen Capellen, in StadtKirchen selten vorhanden) darbey haben köne, sintemal in demselben der Organist allezeit den untersten Baß, wenn die Chor mit einander gehen, zum Fundament behalten muß. Sοnsten ist es ja gewiß und warhafftig, bezeugts auch die Erfahrung unnd das Gehör, daß es mehr eine Dissonantz als Consonantz errege. Darumb ist dieses vielmehr in Schulen und StadtKirchen, do man nicht, wie in Fürstlichen unnd andern Capellen bey einem jeden Chor ein Organisten, Regal oder Positiff haben kan, von nöthen. Derowegen dann auch der vortreffliche Musicus Germanus, Iacobus Regnardus allbereit vor zehen und mehr Jahren etliche Missen mit 8 Stimmen, darinnen beyde Bässe, wann die Chori zusammen kommen, allezeit in Unisono mit


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einander fortschreiten, in druck bringen und publiciren lassen. Auch jetziger zeit von den Itlalis ohne unterscheyd allenthalben im Gebrauch, daß nicht allein in Unisonis, sondern auch in Octavis die Stimmen mit einander zugleich fortgehen. Darumb dann das 16. Capitel liber 2 parte 2 des vοrtrefflichen Musici Theorici, Joan Mariæ Artusii Benoniensis, do er artem de Contrapuncto gar deutlich tractiret, und gleichsam außführliche rationes und Ursachen deßwegen anzeigt, ex Italico in idioma Germanicum vοn Wοrt zu Wort allhier mit einzubringen, Ursach nehmen wollen.


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