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Das V. Capitel.
De Virgulis ad Cantionem, itemque ad Tactum in Fusis et Tripla discernendum necessariis.
Von den Virgulis und Strichlin, so unten und in der mitten zwischen den Noten gesetzt, befunden werden.

1. Dieweil auch in etlichen Cantionibus und Gesängen, sonderlich aber in den Symphonien ohne Text, viel Fusen nach einander gesetzt, und dahero, wie denn sonderlich auch in den Proportionibus primo intuitu, wegen des tacts gar leichtlich irrungen vorfallen können, So erachte ich nicht unnötig seyn, daß doselbst unten oder oben an kleine Stichlin und Virgulæ (gleichsam in meiner Terpsichore zu finden) zwischen jederm tact gesetzt werden, damit man sich in der eyl umb so viel besser, nach dem Tact richten, und wo man etwa darauß kömpt, desto füglicher und eher sich wiederumb in den Tact finden könne. Sonderlich aber ist es in proportio Tripla und Sesquialtera hochnötig, daß man nur den ersten und andern Tact forn im anfang mit eim strichlin unterscheyde, (darmit weil biß daher und noch von den meisten Musicis die Signa Triplæ et Sesquialterius, als im vorhergehenden dritten Capitel zu befinden, gar indiscretè dergestalt adhibiret worden, daß man eins vom andern nicht hat unterscheyden können) man alsobald im anfang sehen und begreiffen möge, ob tactus Inæqualis Major, Notarum videlicet Semibrevium, Oder aber Minor, notarum Minimarum verhanden sey.

Und wiewol ich hernach in etlichen Italianischen Autoribus befunden, daß sie die Tactus zu unterscheyden, der Puncten zwischen den Noten sich gebrauchen, so kan ich doch noch zur zeit bey mir nit befinden, welches unter diesen beyden am bequemesten zu gebrauchen. Sintemal die Puncta offtmals, als rechte zu den Noten gehörige Puncta angesehen werden, Im gleichen auch die Strichlin unten beym Text nicht wenig hinderung machen möchten, Wie allhier zu sehen.


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Weil ich aber endlich so viel befunden, daß die Strichlein weniger irrung, als die Puncta machen, So habe ich mich der strichlein in folgenden allen meinen Operibus nach, wie ich hiebevοr in meiner Terpsichore gebrauchen wollen.

2. Habe ich auch in mitten der Concert Gesänge an etlichen örtern, sonderlich, wo ein Verß oder Gesetz des Psalms und Gesangs zum ende ist, lange striche darzwischen gesetzet, nit darumb, daß das final also sol gehalten werden, Sondern, 1. wenn derselbe Gesang in der Kirchen vor oder nach der Predigt musiciret wird, und sich zu lang verziehen möchte, (wie dann ein Musicus gar leicht hierin uberschreitten kan) daß man in der eil, wo und wenn man wil auffhören, und alsο das final machen könne. 2. Daß man auch etliches, so zwischen zweyen strichen begriffen ist, pro libitu aussen lassen, unnd an deren stadt dieselbe Gesetze Choraliter mit dem Volck in der Kirchen singen, oder es damit machen und anstellen könne, wie man wölle.

3. Wenn etwa Confusiones (wie dann leichtlich, auch in den besten, und sehr wοl bestalten Capellen bey den gewissesten und besten Musicis geschehen kan) einfielen, daß man alsdennn bey einem solchen Strich sich erholen, allda still halten, der Confusion also wehren, und nach dem folgenden Striche ein jeder bey seinem Chor wiederumb recht anzufangen wissen möge.


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