De Signis vulgaribus in Tactu Aequali et . |
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Die alten Musici haben das genennet, Tempus perfectum minus, oder Signum Minoris Tactus, Do sie eine Semibrevem , oder zwo Minimas uff einen Tact gerechnet, unnd Italicè alla Semibreve genennet haben. Das aber Tempus perſectum majus, oder signum Majoris vel totalis Tactus. Dieweil sie in denen Cantionibus, so mit diesem Signo, bezeichnet, zwo Semibreves und also zweene Tactus minores auff einen doch gar langsamen Tact, den die Itali alla Breve genennet, also mensuriret haben, daß eine oder in depressione, die ander oder beyde Minimæ in elevatione Tactus sind gesungen worden. Welches bey Orlandi zeiten, und noch an jetzo in etlichen vornemen Capellen, wie auch Schulen ublich unnd gebräuchlich ist. Als zum Exempel in des Orlandi Cantione.
Ideoque tum temporis summo studio animadvertendum fuit, ut istæ Cantiones, quæ hoc signo notæ erant, semper cum tempore (secundùm quod Cantilenæ distinguuntur) finirentur, aliàs in elevatione Tactus exiisset Cantio. Dann weil 2 Semibreves (die ein tempus absolviren) allhier nicht mehr als einen Tact machen, und die Cantion endete sich alßbald nach der ersten Semibrevi, welche allhier nur einen halben Τact giltet, so würde das final in elevatione Τactus sich ereugen, do doch finis et clausula cantionum in depressione sol terminiret werden. Depressio enim Majoris Τactus pro initio Τemporis habetur.
In diesem Signo, , aber ist nicht groß dran gelegen, obs in Τempore, oder cum Tempore finiret, Welches dann aus vielen Madrigalen kan erwiesen werden, Als in Luca Marentii Madrigaliis spiritualibus, do er das offt gebrauchet, und daselbsten allezeit cum Tempore finiret. Wo er aber setzet, do lest er es meistentheils in tempore finiren, Als Num 11, 12, 22, 23, 26 et cetera. Wiewol etliche wοllen, und ich es auch in Iohann Gabrielis, und Claudio de Monteverde compositionibus meistentheils, dοch gleichwol nicht allezeit so befinde, daß das final, Fürnemlich aber vor den Tripeln, cum tempore geschlossen und finiret werde.
Jetziger zeit aber werden diese beyde Signa meistentheils also observiret, daß das fürnemlich in Madrigalien, das aber in Motetten gebraucht wird. Quia Madrigalia et aliæ Cantiones, quæ sub signo , Semiminimis et Fusis abundant, celeriori progrediuntur motu, Motectæ autem, quæ sub signo Brevibus semibrevibus abundant, tardiori. Ideo hîc celeriori, illic tardiori opus est Tactu, quò medium inter duo extrema servetur, ne tardior Progressus auditorum auribus pariat fastidium, aut celerior in Præcipitium ducat, veluti Solis equi Phaëtontem abripuerunt, ubi currus nullas audivit habenas.
Darumb deuchtet mich nicht ubel gethan seyn, wenn man die Motecten, und andere geistliche Gesänge, welche mit vielen schwartzen Noten gesetzt seyn, mit diesem Signo zeichnet, anzuzeigen, daß alßdann der Tact etwas langsamer und gravitetischer müsse gehalten werden. Wie dann Orlandus in seinen Magnificat 4 Vocum und Marentius in vorgedachten Spiritualibus und annern Madrigalibus
soches in acht genommen. Es kan aber ein jeder den Sachen selbsten nachdencken, und ex consideratione Textus et Harmoniæ observiren, wο ein langsamer oder geschwinder Tact gehalten werden müsse.
Dann das ist einmal gewis und hochnötig, das in Concerten per Choros ein gar langsamer gravitetischer Tact müsse gehalten werden. Weil aber in solchen Concerten bald Madrigalische, bald Motetten Art unter einander vermenget und umbgewechselt befunden wird, mus man sich auch im Tactiren darnach richten. Darumb dann gar ein nötig inventum, das bisweilen (wie drunten im 1. Capittel des Dritten Theils) die Vocabula von den Wälschen adagio, presto, hoc est tardè, Velociter, in den Stimmen darbey notiret und unterzeichnet werden, denn es sonsten mit den beyden Signis und so offtmals umbzuwechseln, mehr Confusiones und verhinderungen geben und erregen möchte.
Und wenn ich jetziger zeit der Italorum Compositiones, so in gar wenig Jahren gantz uff eine andere sonderbahre newe Art gerichtet worden, ansehe, sο befinde ich in praefixione Signorum Tactus æqualis et Inaequalis sehr große discrepantias und Varieteten.
Denn Johann Gabriel hat alle seine Concerten, Symphonien, Canzonen und Sonaten mit und ohne Text, mit dem durch und durch bezeichnet, also, daß noch biß an jetzo in allen seinen Operibus das Signum ich niemals befunden. Etliche aber, und die meisten behalten das durch und durch gantz allein.
Claudius de Monte Verde præponirt das in denen, so er uff Motetten Art gesetzet, und ad Tactum alla Breve musicirt werden können. In den andern allen aber, dorinnen mehr schwartze, als weisse Noten, præponiret er das . Lodovico Viadana gebraucht sich das in allen seinen Sachen cum Textu. In den Svmphoniis aber sine Τextu, hat er das behalten.
Etliche vermengen es durch einander, bald in diesem , im andern das unnd kan man gleichwol an den Noten, oder gantzem Gesange keinen unterscheid erkennen.
Ich nach meiner Einfalt lasse mir diese Art fast am besten gefallen, daß man in Motetetten, so uff des Orlandi de Lasso (Musici tum temporis præclarissimi suavissimique, et qui in applicatione Textus, justaque observatione Regularum Musicalium præ cæteris, summam industriam et dexteritatem nobis reliquit et exhibuit) Art gesetzet, und zur noth ad Tactum alla Breve können gesungen werden, das , In den andern allen aber, bevοrab in den Concerten,
Weil dieselbe in mixto genere, und doch meistentheils einen gar langsamen Tact requiriren, das præponiren und gebrauchen könne.