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Das IX. Capittel.
De Cantilenarum transpositione.
Wie und uff was massen etliche Cantiones im absetzen transponirt werden müssen.

Ob zwar ein jeder Gesang, welcher hoch Claviret, das ist, da im Baß das image uff der ander oder dritten Lini von oben an zu zehlen, oder das image uff der dritten Lini


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also image image image befunden wird, Wenn er image mol, per quartam inferiorem in durum, Wenn er aber image dur, per quintam inferiorem in mollem, naturaliter in die Tabulatur oder Partitur von Organisten, Lauttenisten und allen andern, die sich der Fundament Instrumenten gebrauchen, gebracht unnd transponiret werden muß, So befindet sich doch, daß in etlichen Modis, Als in Mixolydio, Aelio und Hypoionico, wenn sie per quintam transponiret, eine languidior et pigrior harmonia propter graviores sonos generiret werde. Darumb es dann ungleich besser, und wird auch der Gesang viel frischer und anmuthiger zuhören, wenn diese Modi per quartam ex duro in durum transponiert werden.

Dieweil aber solches den Organisten nicht allein schwehr unnd unbequemlicher zuschlagen, sondern auch an etlichen örthern eine unliebliche Harmoniam von sich gibt, Wenn nemlich das image mit dem (fis) image und in der mitten die Tertia major das (Dis) image, welches etwas zu jung und zu hoch, und also dargegen falsch ist, gegriffen werden muß. So muß nicht allein ein Organist, solches mit fleiß durchsehen unnd uberschlagen, sondern auch gute acht haben, daß er entweder die tertiam gar aussen lasse oder die tertiam minorem, das d tangire, oder aber mit scharffen mordanten es also vergütte, damit die Dissonanntz sο eigendlich nicht observiret und gehöret werde. Darumb ist sehr gut und hochnötig, daß in denen Orgeln und Clavicymbeln, welche zu Concerten in der Music gebraucht werden, das schwartze Semitonium image und wo müglich, auch das image dupliret würde, wie ich Tomo secundo im anderen Theil Capitel 38 beym UniversalClavicymbel erinnert. Wiewol es in Clavicymbeln und Spinetten noch so sehr nicht nötig, als in den Orgeln, Sintemal uff den Fall die Säitte uff demselben Clave image, gar bald ein klein wenig niedriger gelassen, und zur rechten Tertien majori zwischen dem image unnd image eingestimmet werden kan.

Es hat zwar Calvisius einesmals an mich geschrieben (derselben Meynung ich dann hiebevοr allbereit gewesen, und dieserwegen allhier in der SchlοßCapell zwο absonderliche Stimmen umb ein halben Thοn tieffer setzen lassen wollen) daß er offt gedacht, weil etliche Organisten der newen Clavium uff den Orgeln ungewohnt seyn würden, ob es nicht besser wehre, daß man in den Orgeln, an statt der Groben und andern Quinten, ein oder zwey andere Gedäckt oder offen liebliche Stimmwerck uff 8 Fuß Thon gerichtet, gesetzet hette, welche umb ein gantzen Thon oder Semiditonum


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niedriger, als die gantze Orgel, gestimmet, darmit man derselben zum Musiciren gebrauchen köndte. Ob es nun zwar nicht ohne, daß die viele Quinten, darzu etliche Orgelmacher sonderliche Lust (sed malè) in den Orgel gar wenig nützen, sonderlich die groben von 6 Füssen, unnd man sich um einer Quinten von 3 füssen im OberWerck, und im RückPositiff von anderthalb füssen gar wol behelffen köndte, So wil sich doch solches in kleinen OrgelWercken, do man der andern Stimmen keine wol entrathen kan, nicht leiden. Dieses kan man aber thun, daß man die Regal und andere Schnarrwercke vor sich umb ein Semitonium höher oder niedriger, als die Orgel an ihm selber ist, anziehe und einstimme. Weiter aber biß uff einen gantzen Thon wil es sich schwehrlich thun lassen, wie ein jeder, deme der SchnarrWercken gelegenheit bekant, leicht zu erachten und im probieren selbsten erfahren wird.

An denen örthern aber, do man propter voces Cantorum, sonderlich in der Kirchen tieff zu singen gewohnet ist, kan man solche Modos recht in die quintam transponiren. Wiewol in etlichen grοssen Cathοlischen Capellen (wie Τomo secundo capitel 2 des 2 Theils auch erinnert) Hypoionicus transpositus seu mollis umb eine gantze Septima außm D, und Hypodorius umb eine Tertzia außm E, welches aber sonderlich den Discantisten sehr niedrig und ubel zu singen, wenn nicht Eunuchi und Falsetisten das beste theten, mutiret und gesungen wird.

Hypodorium mollem pflegt man auch wol auch umb ein Thon, das ist eine Secund niedriger außm F zu machen. Doselbsten denn das image in allen Octaven notwendig zweene Claves haben muß, wil man anders die tertiam minorem zwischen dem F und a haben und gebrauchen. Bißweilen pflegt man auch andere Modos mehr umb ein Thοn tieffer, als Dorium außm C image moll, Hypomixolydium außm F, Hypoæolium außm G image moll, Ionicum außm B zu singen. Wοrnach sich ein jeder Organist billich richten muß.

Die Cantiones aber, welche in dreyen Octaven von einander stehen, da der Cantus hoch, und der Baß tieff claviret ist, als vom F biß a'', vom G biß image'' et cetera, Do kan man weder per quartam noch quintam transponiren, Sondern wie es der Componist gesetzt hat, verbleiben lassen, Oder aber wegen der Discantisten in Clavem propinquam per tonum inferiorem transponiren.

Welches man denn auch uff etlichen newen Orgeln, dο der Clavis image dupliret ist, gar wοl haben kan.

Sο ist auch dieses allhier nötig zu erinnern, daß Ionicus Modus, wenn er in Naturali und Regulari Systemate gesetzet, umb einen Thon höher, Wenn er aber in Systemate transposito gefunden, per tertiam inferiorem außm d fictè, gar bequemlich, weil er in regulari zu niedrig und so schläfferig, in Τranspositio aber zu


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hoch, und den Sängern unbequem zu singen ist, kan Musiciret werden, wie aus folgenden Exemplis zu sehen.


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a) Ionicus regularis, b) Pers tonus minor elevatus, c) Ionicus transpositus, d) Pers tertiam depressus.

Es ist aber nicht allzeit von nöthen, daß man in der Noten Partitur, oder auch im GeneralBaß, ein jeden Gesang in quintam oder quartam transponire, sondern nur, wie es in den Noten an ihm selbsten gefunden wird, dahin setze und schreibe. Sintemal die Transposition, sonderlich per quintam, in den Noten viel leichter, als in der deutschen Buchstaben Tabulatur zu observiren und zu begreiffen ist, dieweil man sich gar leichtlich einen andern Clavem signatam fornen an imaginiren, und sich darnach richten kan. Ob aber einer oder der ander dessen nach ungewοhnet, sich anfangs so bald nicht darinn finden möcht, derselbe kan den rechten Clavem signatam uff ein klein papirlein schreiben, und forn mit Wachs an die Linien kleben, so hat er es vor sich, wie ers haben will. Inmassen ich dann in meiner Terpsichore bey etlichen Courranten zweyerley Claves signatas, proprer transpositionum uff den Instrumenten fοrn an gezeichnet, Und etwas davon umb besserer nachrichtung willen vor die einfältigen allhier beyzusetzen, nicht undienlich erachte.


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a) Ionicus regularis, b) Per quintam inferiorem transpositos.

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Wenn man aber diese Modos in quartam inferiorem transponiren sol, so kan es sich der gestalt nicht schicken, sondern ich muß mir ein andern Clavem imaginiren, und in ein Quint höher clavieren, auff folgende Art:


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Es muß aber als dann die Octava drunter uff den Clavirn gegriffen werden. Und geschihet also hie ein gedoppelte transpositio, eine per Quintam Superiorem im Clavieren die ander per octavam inferiorem im Schlagen.

Also auch


a) Dorius, b) In HypoDiatessaron, c) HypoDorius, d) In HypoDiapente.
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a) Mixolydius, b) In HypoDiapente, c) In Hypodiatessaron, d) in die Oberseptime.

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a) Æolius, b) In HypoDiapente, c) In HypoDiatessaron.
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