---

― 126 [106] ―

Parti, daß sind Parteyen, Stimmen, oder wie man in Schulen redet, Partes, alß wenn man sagt, nim du diese Partey, daß ißt diese Stimme, diese Vocem, diesen Partem. So nennet nun der Hieronymus Jacobi (In San Petronio zu Bononien Capelmeister in Præfatione) die Parti Concertate, voci Concertate oder Concertat-Stimmen, daß sind die Stimmen, welche in einem Concert absonderlich zum Singen und nicht zun Instrumenten gerichtet und Componiret seyn, derowegen ich sie dann auch in die Ersten und fordersten Partes eingesetzet, und den Instrumentalibus Choris, weil sie absque adminiculo Instrumentorum das ihrige thuns können, nicht unbillich vorgezogen werden. Ich nenne es VocesConcertatas, vel potius Concertantes, die gleichsam einander Respondiren, und untereinander Concertiren und streitten, wer es unter ihnen zum besten machen könne. Darumb man denn zu solchen Stimmen die besten Cantores und Sänger außlesen, bestellen und ordnen mus, die nicht allein perfect und gewiß seyn, sondern auch auff itzige newe Manier und Weise ein gute disposition zu singen haben, also das die Wörter recht und deutlich pronunciret, und gleich als eine Oration vernehmlich daher recitiret werden, derer ursachen es die Itali auch bißweilen Chorum recitativum nennen.

Und wil der Lodovico Viadana haben daß, bey diesem Choro Vocali recitativo, oder Concertat-Stimmen der Capelmeister oder Chori Director stehen, und stetiges den Bassum generalem seu continuum vor sich in der Hand haben, oder aber den welchen der Organist vor sich hat, mit fleiß in acht nemen, und observiren müsse, wie die Music nacheinander fortgehe, und anzeigen wenn eine Stimme alleine, wenn zwo, wenn drey, wenn viere oder deren mehr, zu singen anfahen sollen, welches dann in dem Basso Generali allzeit darbey mus gezeichnet werden. Wenn aber die Ripieni und Plenus Chorus der vollstimmge Chor, angehet, so sol er sich mit dem Angesicht zu allen Choren wenden, unnd beyde Hände in die Höhe erheben, zur anzeigung, daß sie alle zugleich miteinander einfallen und fort Musiciren sollen.

Und dergestalt können die Concerten, in des Ludovici Viadanæ, unnd aller anderer Autorum, dieser newen Art, Operibus, gar füglich ConcertatStimmen genennet werden. Es gefallen mir aber vorgedachtes Musici Hieronymi Jacobi Wörter sehr wol, welches ich hiervor bey keinem gesehen, auch von niemands

---

― 127 [107] ―

berichtet werden können, wie und mit was namen solche Stimmen zu intituliren, biß ich endlich selbsten den sachen nach gedacht, und in meinen zwar geringen, und diesen trefflichen im wenigsten nicht zuvergleichenden Concerten, diese Wörter Chorus Vocalis, Chorus Instrumentalis gebrauchen müssen. 1. Chorus Vocalis ißt der, welcher allein mit Menschen-Stimmen, ohne zuthun der Instrument, muß gemacht werden, und eben so viel, alß wenn ich setze, Chorus der ConcertatStimmen. 2. Chorus Instrumentalis ist der, welcher allein mit Instrumenten, es sind nun Posaunen, Zincken, Fagotten, Flöiten oder Geigen Musiciret, und dem Choro Vocali, daß ist, den Concertat- oder Vocal-Stimmen, majoris gravitatis et plenioris harmoniæ gratia, adjungiret wird. Nach diesem aber, daß ich itze gedacht beyde Terminos also gebraucht, ist mir in diesem Jahre allererst ein Opus Musicum Iosephi Galli Mediolanensis zu handen kommen, darinnen er sich auch einer sonderlichen und fast dieser meiner Art gleichen Invention gebrauchet, in dem er es Duplicium Concentuum novam Inventionem nennet, unnd in Chorum vocum et Chorum Instrumentorum unterscheidet.