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Ritornello.
Intermedio: seu Camœna alterna.

Ritornare ist so viel als zu rück gehen. (Un Cavallo di ritorno, ein Pferd, so man wiederumb zu rück schickt, inmassen es mit den Postpferden also gehalten wird. ) Alhier aber wird das wort Ritornello von den Italianern dahin gedeutet und verstanden, wenn man des Abends auff der Gassen Spazieren, oder wie es auff Universitetten genennet wird, Gassaten gehet, do erstlich ein Serenata oder AbendßGesang (davon im ersten Theil meldung geschehen) mit zwo, drey und mehr Stimmen gesungen, darauff alßbald einer Quintern, Lauten, Chitarron, Theroba oder andern Instrumenten etwas darzwischen Musiciret und gespielet. Alßdann wiederumb ein Gesetz oder Verßlin von der Serenata gesungen, darauff abermahl mit der Quintern oder Theorba respondiret, und also eins umbs ander abgewechselt gesungen und geklungen wird. Dasselbe nun, was man auff der Theorba, Quintern oder andern Instrumenten, zwischen dem singen Musiciret, wird Ritornello genennet. Dahero meines erachtens Ritornare que reiterare, und Ritornello que reiteratio, zuverstehen sey, dieweil allzeit das erste und also einerley Harmonia repetiret und wiederholet wird. Und eben dahin, wie ich nicht anders colligiren kan, ist der Hymnus, Ave maris stella ab 8 in des Claudii de Monteverde Psalmis vespertinis gerichtet, do der erste versicul ab 8 von allen beyden Choren gesungen wird, der 2. versicul in Choro primo mit vier Vocal- oder Concertat-Stimmen, darauff folget das Ritornello in primo Choro, unnd Cantu secundi Chori mit 5 Stimmen, in einer Tripla von 20 Tacten, ohne Text, und wird allein mit Instrumenten gemacht, der 3. versicul in Choro secundo mit einer Vocal-


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Stimmen. Darauff alßbald abermahl das Ritornello mit den Instrumenten reperiret wird. Im 4. versicul wird der Cantus 1. Chori allein, Im 5. versicul Cantus 2. Chori allein, eben messig im 6. versicul Tenor 1. Chori allein zu dem General-Bass humanâ voce gesungen, jedoch das zwischen jedem Verß das Ritornello reperiret und Musiciret wird, biß im 7. Verß allebeyde Chor mit Instrumenten und Vocal-Stimmen zusammen miteinander einstimmen. Und ist dis auch noch dabey zu wissen, daß nur dreyerley Melodien oder Arien in diesem gantzen Psalm vorhanden, denn der 1. und letzte Verß, sind allebeyde einer wie der ander. Der 2. , 3. , 4. , 5. , 6. Verß haben nur ein eintzigen einerley Bass, allein das nicht allzeit gleichviel oder einerley Stimmen darin gesungen werden. Das Ritornello ißt auch nur einerley, welches allzeit wiederumb reperiret wird. Und auff eine fast solche Art hab ich die Missam mit 3. oder 5. Choren, uber den Choral Kyrie fons bonitatis gesetzet, do gleicher gestalt die Chori Instrumentales nicht allein in der mitten etlichmahl einfallen, sondern auch anfangen, und endlich in fine mit allen Choren zugleich beschliessen, doch das viel andere variationes mit den Instrumenten unnd VocalStimmen doselbst mit eingemischet seyn. Uber das hat vorgedachter Claudio de Monteverdi den Psalm, Dixit Dominus Domino meo, mit 6 Stimmen im selbigen opere, darzu sex Voces und sex Instrumenta gleichsam im VIII. capitel in der 9. Art zu finden angeordnet werden müssen, doselbst er an etlichen örtern keinen Text, sondern allein das wort Ritornello unter die Noten gesetzt, anzuzeigen, daß alda die Instrumenta allein ohne die Vocal-Stimmen adhibiret und gebraucht werden sollen. Und dieses ist meines erachtens der rechte Verstand angeregtes worts, Ritornello. Nota Bene Gleich aber als ich in diesem Werck laborire, kommen mir des Claudio de Mondeverdi Scherzi Musicali à tre voci, daß sind Tricinia jocosa zu handen, dorinnen er zween Discant und einen Bass, mit etlichen Texten zum singen, und also bald darauff ein Ritornello ohne Text mit Instrumenten, alß zwey Violinen und einer Bass-Geigen oder Fagott (wofern kein Clavicymbel oder Chitaron, daß ist eine Theorba vorhande) zu Musiciren gesetzt, da denn im anfang und ende, auch zwischen jedem Gesetze des Texts, daß Ritornello reperiret wird. Und ob ich gleich bey etlichen Autoribus befinde, daß sie die wörter Symphonia und Ritornello nicht recht unterscheiden, So kan ich doch endlich so viel colligiren, daß Symphonia, einem lieblichem Pavan und Gravitätischen Sonaten, Ritornello aber einem mit 3, 4, oder 5 Stimmen auff Geigen, Zincken, Posaunen, Lauten oder andern Instrumenten, gesetzten Galliard, Saltarellæ, Courranten, Volten, oder auch mit semi minimis und Fusen gespickten Canzoni nicht unehnlich, jedoch das sie bis auff 12, 13, 20 Tact lang, lenger aber gar selten gesetzt werden. Und gleich


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wie in comœdien zwißchen jedem Actu eine feine liebliche Musica Instrumentalis, mit cornetten, Violen oder andern dergleichen Instrumenten umbwechselnde, bißweilen auch mit Vocalen-Stimmen angeordnet und von den Italis intermedio genennet wird. Damit unter dessen die personatæ personæ sich anders umbkleiden und zu folgendem Actu præpariren, auch etwas respiriren und sich erholen können. Also und dergestalt kan man es mit anordnung einer guten Music vor grosser Herrn Taffel oder bey andern frölichen conventibus auch halten, daß, wenn man zween oder mehr Knaben, oder auch andere Altus- Tenor- unnd Bass- Vocal-Stimmen (so von mir Voces concertatæ genennet werden) zu eim clavicymbel, Regal oder dergleichen Fundament Instrument hat singen lassen, also bald mit Lauten, Bandorn, Geigen, Zincken, Posaunen und dergleichen, etwas anders ohne Vocal-Stimmen, allein mit Instrumenten zu Musiciren anfange. Darauff dann wiederumb mit Vocal-Stimmen, und also eins umbs ander mit Instrumenten und Stimmen umbwechsele. Ebenermassen, daß man nach eim concert oder sonsten einer prechtigen Mutet, bald ein lustig Canzon, Galliard, Courant oder dergleichen mit eitel Instrumenten herfür bringe. Welches dann auch ein Organist oder Lautenist vor sich alleine in acht nemen kan, daß wenn er in Conviviis, eine Mutet oder Madrigal fein langsam und Gravitätisch gespielet, also bald darauff ein frölich Alemande, Intrada, Bransle oder Galliard anfange, hernacher wiederumb etwa eine andere Mutet, Madirgal, Pavan oder kunstreiche Fugam vor sich neme. Und diese und dergleichen umbwechselung, kan gar füglich mit dem namen Ritornel und Intermedio genennet werden. Wie dann itziger zeit bey denen so aus Italia ankommen gar gebreuchlich, daß sie auff der Theorba oder Chitarron im anfang ein solch Ritornello oder liebliche kurtze Melodey alleine schlagen, darauff das erste Gesetz oder Verßlin eines Italianischen oder Teutschen Weltlichen Liedleins mit ihrer Stimmen fein anmütig in die Theorba singen und einstimmen. Alß dann so bald wiederumb das erste Ritornello reiteriren unnd wiederholden, darauff das ander Gesetz des angefangenen Liedleins zur Theorba gesungen, und das Ritornello wiederumb selbsten auff der Theorba alleine schlagen, oder von den andern Instrumentisten, auff Lauten, Cithern Pandoern, Geigen und dergleichen darzwischen Musiciren lassen, darmit sie unter des mit ihrer Stimme inhalten, respiriren, Athem gewinnen, und sich also wiederumb erholen können. Darumb denn solche umbwechselung, nicht allein propter varietatem delectantem sehr anmütig, sondern auch propter respirationem sehr nötig in acht zunemen.


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