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Das VII. Capitel.
Welcher gestalt ein jeder Concert und Mutet mit wenig oder vielen Choren in der eil und ohne sonderbahre Mühe mit allerley Instrumenten und Menschenstimmen angeordnet und distribuirt werden könne.

Ob ich zwar etwas weitläufftiger hette uffzeichnen können, wie und welcher gestalt ein jeder ConcertGesang auff etliche sondere Maniere mit variirung der Instrumenten und sonsten anzuordnen, So habe ich es doch noch zur zeit bedencken getragen. Dieweil die Music so gar hoch gestiegen, daß numehr vortreffliche Musici auch in Germania nostra patria gefunden werden, welche nicht allein gar herrliche liebliche deutsche unnd Lateinische Concert und Cantiones in öffentlichem druck herfür kommen lassen, besondern auch selbsten solche und dergleichen Concert per Choros besser anzuordnen und dirigiren wissen, als ich es nach meiner wenigkeit vorschreiben oder an den Tag geben kan.

Kürtzlich aber hievon zu reden, bin ich uff nachfolgendes Mittel, welches hiebevorn sonsten bey keinem gesehen, bedacht gewesen. Daß man, nemblich in einem Autore, aus allen Stimmen eines jeden ConcertGesangs die Claves signatas nacheinander uffzeichne, gleich wie in meiner Polyhymnia in Basso generali solches in acht genommen, und hinten an, die Claves signatas aller derer Gesänge, so darinnen begriffen, durch alle Stimmen ordentlich nacheinander verzeichnet habe.


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Do dann gleichsam in einem Spiegel, des gantzen Concerts Eigenschaft, wie hoch und niedrig eine jede Stimme nach dem Tono oder Modo, darinnen der Gesang gesetzt, ohngefehr ascendiren oder descendiren mag, und dahero, was vor blasende oder besäittete Instrumenta zu einer jeden Stimme füglich zu gebrauchen, und welchem Choro die Capella und Cantores zuzuordnen seyn, gar fein observiret, und in acht genommen werden kann. Wie ich dann etliche Motetten des Orlandi (quæ in omnium manibus sunt) zum Exemple hierher setzen will.

In diesem ist alsbald zu sehen, Daß, wenn Instrumentisten vorhanden, Im ersten Chor die beyde Discant mit zwo Querflöiten, oder zwo Discantgeigen, oder zween Cornetten, der Alt aber (als der Bassett in diesem Chor) humana voce. Im andern Chor, der Alt (als der Cantus in diesem 2. Chor) auch humana voce, die beyde Tenor unnd Bäß aber mit drey Posaunen angeordnet und musiciret werden müssen.

Zum 1. Choro kann man gar füglich 3 Querflöiten, oder drey stille Zincken, oder drey Violini, Oder aber 1 Violini, 1 Cornett, und eine Quer- oder Blockflöit unter einander vermenget, Zum Bassett aber ein Tenoristen, darneben so man will, auch ein Posaun, Auch wol eine Posaun oder Fagott absque voce humana, Do dann auch ein Knabe zu dem einen Discant, darmit die Worte gehöret und vernommen werden können, anordnen und bestellen. Zum andern Chor kann man eitel voces, Oder aber Violn de Gamba, oder Violn de bracio, oder Blockflöiten, nebenst einem Fagott oder QuartPosaun, doch daß der Discant oder der Tenor, oder beyde


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miteinander auch humana voce neben den Instrumenten zugleich mit drein gesungen werden.

               
1. Variatio  Cornetto, Trombone, Trombone, Trombone, Trombone, vel voce bone.   Cornetto vel Trombone, Trombone, Trombone, Trombone, majore voce.  
2. Variatio   Solæ voces humanæ.   Cornetto, Trombone, Trombone, Trombone, Trombone.  
3. Variatio  Solæ voces humanæ.   Viole de braccio.  
4. Variatio  Solæ humanæ.   Flauti, Flauti, Trombone, Trombone, Fagotto.  
5. Variatio  Viole de braccio.   Fiffari, Trombone, Trombone, Trombone, Trombone.  
6. Variatio  Viole de braccio.   Flauti, Flauti, Trombone, Trombone, Fagotto.  
7. Variatio  Flauti, Flauti, Trombone, Trombone, Fagotto.   Cornetto, Trombone, Trombone, Trombone, Trombone et cetera.  

In solchen Choren muß darneben der Cantus oder Tenor, oder Alt, et cetera. humana voce zugleich mitgesungen werden. Und dergleichen Exempel mehr, kann ein jeder auff nachfolgende verzeichnete ClavesSignatas, in jetziger zeit Musicorum libris selbsten auffsuchen und accommodiren.

Allhier sol nun gar kurtz angezeiget werden, was vor Instrumenta zu einer Stimme, oder parteyen, nach dem sie claviret, oder mit eim Clave Signata bezeichnet ist, gebraucht werden können.

I. Cornetti, Violini.
Zincken und DiscantGeigen Chor.


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Wenn in einem Chor diese vier Claves signatæ in Cantu regulari vel transposito (das ist in image duro vel image molli) wie sie auch durcheinander gesetzet, befunden werden, so gibt es recht einen Cornetten- oder Violinen Chor. Doch das in den garhohen Choren fast besser ist die Violin, als die Cornetten zu gebrauchen, es sey dann, das ein guter Cornetist, der seinen Cornet wol zu moderiren und zu zwingen wisse, vorhanden, und also den höchsten Cantum vor sich behalte. Mann braucht aber nit allzeit eitel Cornetten, oder eitel Violin, sondern vermengts bißweilen untereinander, also, das man ein Violin und zween Cornet, Zwo Violin und 1 Cornet, 1 Violin, 1 Cornet, und 1 Quer- oder Blockflöit gebrauchet, oder auch wol bey die eine Stimme einen Discantisten humana voce zu finden beiordnet. Do denn der Basset nicht voce, sondern mit einer Posaun oder dergleichen Instrument, nach dem es sichs schicken will, Musiciret werden kann. Und in solchen Choren wird gemeiniglich ein Basset also image oder image oder image Claviret gefunden, welcher entwerder gesungen, oder mit einer Posaun oder Fagot darzu geblasen wird.

Wenn aber ausserhalb des Bassets daß image mit unter den andern hieroben im anfang verzeichneten Clavibus vorhanden, so ist es besser, doselbst bey den Cornetten ein Posaun (wofern ein Instrumentist verhanden, der ein guten Alt uff der Posaun Stimmen kan) unnd beyden Violinen eine Viol dabratio oder wie es sonsten genennet wird, eine Tenorgeige gebrauche. Denn die Cornetten haben ihren untersten Clavem im a, wie wol etliche Instrumentisten das g, auch wol das f, im falset zuwege bringen können. Weil es aber in solcher tieff kein gratiam, sondern fast einem Kühhorn gleich klinget, Die Discantgeigen auch nur biß ins g, und uff der selben untersten Säiten keine rechte Harmoniam von sich geben, So erachte ichs, wie jetzt gedacht, das ein Posaun oder Tenorgeig ungleich besser und Anmüthiger darzu zugebrauchen sey.


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II. Fiffari, Traversa.
Querflöiten oder QuerPfeiffen Chor.

Die solcher gestalt Signierte und gezeichnete Chor, sind recht uff drey Querflöiten und einen Fagott, oder stillen Pombard, oder Posaun gerichtet. Denn ob wol die Querflöiten in Cantu image duro bißweilen auch gebraucht werden, so kömpt es doch nicht durchaus in allen Modis oder Tonis. Darumb man denn auch Decimum Modum Hypoæolium umb ein Thon niedriger uff den Querflöiten zu musiciren pflegt. Und schickt sich keiner besser darzu, als Dorius, Hypodorius, und Hypoæolius in secunda inferiore. Dieweil der Querflöiten ambitus natürlich nicht höher, als biß ins d‘‘, gleichwol aber noch biß ins f‘‘ gar wol kann gebracht werden.

Das 1. und 2. im vorher gezeichneten Exempeln seind bequemer und besser zu gebrauchen, als das 3. Denn der Tenor im image Kombt in der tieffe in den Querflöiten gar zu still, daß man denselben vor dem Cantus und Alt, so allezeit oben in den Octaven bleiben, nicht sonderlich hören kann. Derwegen dann besser ist, daß man


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eine Posaun oder Tenorgeig zu diesem Clave gebrauche. Sonsten kann ein solcher Tenor mit einer Querflöiten, wenn keine andere Querflöiten mehr dabey verhanden, gar bequem und richtig in Octava superiore, neben allerley andern Instrumenten musiciret und gebraucht werden.

III. Capella, vox humana, Flauti, Viole da Gamba, Viole da bracio.
MenschenStimme, FlöitenChor, ViolenChor, GeigenChor.

Solche Chore, in Cantu image duro oder image molli, gehören eigendlich zur Capella, und vor MenchenStimmen, oder wie mans auch nennent, Vocal- oder ConcertatStimmen, das ist vor die Cantores und Vocalisten. Denn diese Claves bleiben in ihren rechten und eigendlichen terminis vor die MenschenStimmen nicht zu hoch noch zu niedrig. Und solche Chore schicken sich auch gar sehr wol zu den Blockflöiten (Flauti) So wol auch zu den Violen da Gamba, oder in mangelung derselben zu den Violen da bracio. Wiewol auch jetzt numehr meistentheils der Chor zu den Violen de Gamba fast wie der 1. PosaunenChor (als jetzt folget) signiret und Claviret wird. Darumb daß die kleineste Säitten uff der DiscantViol de Gamba fast klein, und den andern gröbern Säiten uff den Tenor- oder BassViolen nicht gleich starck gehöret werden. Und derowegen besser, daß man an stadt der DiscantViol, ein Alt Tenor Viol neme, oder aber im Discant uff den gröbern Säiten meistentheils verbleibe.

Dieweil auch offtmals Knaben gefunden, und die meisten dergestalt wol abzurichten weren, wenn man allein guten fleiß bey ihnen anwenden, und sich der mühe nicht verdriessen lassen wolte, daß sie einen Gesang also image signiret, das g', auch


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Wol das a'' rein und just haben können. Welche dann sonderlich in meiner ersten Art, alß sein im In dulci Iubilo, Nu lon mein Seel den Herren, Allein Gott in der Höh, so uff die Trommetten und Heerpaucken gerichtet seyn, notwendig verhanden seyn müssen.

Derowegen so kan man auch in vorgedachten Capellen sich solcher hohen Signaturen, nemblich das g, gebrauchen. Oder man lasse den Altum durch ein solchen Knaben in der Octav höher singen, welches keine unfreundliche harmoniam erregt, oder von sich gibt. Dergestalt denn auch bisweilen den Tenor gleicher massen in etlichen Cantionibus von eim Knaben in der Octav drüber singen zulassen, nicht unanmütig zuhören.

Wenn man nun einen FlöttenChor, unter und neben andern unterschiedenen, mit andern Instrumenten besetzten Choren anstellen will, So erachte ich besser seyn, das zu dem Baß eine QuartPosaun, oder, welches noch bequemer ein Fagott, so wol auch zu dem Tenor eine Posaun oder Tenorgeig, an stadt der Flötten geordnet werden. Sintemal die Tenor und bevorab die Baßflötten in der tieffen gar zu gelinde, also das man sie vor den kleinen Discant- und Altflötten, auch vor den andern Instrumenten in den beygefügten Choren nicht wol und gar wenig hören kan.

Wenn man aber sonsten die Flöten gar alleine, ohn zuthun anderer Insrumenten, in einer Canzon, Motet, oder auch in eim Concert per Chorus gebrauchen will, So kann man das gantze Accord und Stimmwerck der Flötten, sonderlich die Fünff Sorten von den gröbsten anzurechnen, weil die kleinen gar zu starck und laut schreien, gar wol und füglich gebrauchen, und gibt eine sehr anmütige stille, Liebliche harmoniam vonsich, sonderlich in Stuben und Gemächern. Sintemal in der Kirchen die grobe Basset- und Baßflötten nicht wol gehört werden können. Darumb denn auch die andern Chor, so etwa von Violen de gamba, oder Menschenstimmen darbey geordnet werden, gar submissa voce, still und sanfft ihre sachen herfürbringen und intoniren müssen, dofern anders ein Chor und eine Stimme neben der andern eigentlich angehört und observiert werden solle.

Item, Wenn in ein Concert zwene also Signirte Chori Instrumentales (deren in meiner dritten art, unterschiedlich zu finden) verhanden, So kann man es nach verzeichneter massen anordnen, doch das der Alt in beiden Choren in octava superiore, das ist eine Octav höher Musicirt werde.


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IV. Tromboni, Fagotti.
Posaunen, Fagotten Chor.


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Wenn in den Choren, diese Claves also, wie allhier auffgezeichnet, oder auch auff viele andere unterschiedliche Manieren gesetzet, befunden werden, So seynd dieselbe alle dahin gerichtet, das sie mit eitel Posaunen, oder Fagotten oder Pommern, oder auch mit Fagotten und Posaunen durcheinander gemengt, angeordnet werden müssen.

Und lest man meisten theils den Alt, welcher also image signirt und clavirt, biß weilen auch wol einen unter den Tenoren image welcher die beste Arien unnd Melodey führet, humana voce in die Posaunen unnd Fagotten singen,


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Do dann der Alt nicht gesungen, sondern mit einer Altflöiten oder Discantgeigen in Epidiapason (in der Octav drüber) musicirt werden muß. Wie dann zum öfftern auch wol ein Discant image image image zum singen, oder zum Cornett, oder zur DiscantGeig darbey verhanden, Als im 3. und 5. Exempel.

Diß ist aber allhier sonderlich zu mercken, wenn man zu einem solchen und dergleichen Chor eitel Fagotten oder Pommern gebrauchen wil, daß sonderlich dahin gesehen werden muß, daß in denen, so also image image signiret seyn, der Gesang oder die Noten nicht höher, als biß ins d' hinauff steigen, denn die ChoristFagotten können naturaliter nicht höher gebracht werden. Wiewol, als in Tomo Secundo angezeiget worden, jetzto numehr etliche so weit kommen, daß sie uff den Fagotten oder Dolcianen (wie es etliche nennen) wenn sie gar gut und sonderlich wol beröhrt seyn, noch 4, 5 und mehr Claves in die höhe hinauff gar rein intoniren und zuwege bringen. Oder man kann ein Zingelcorthol und DiscantFagott, wiewol dieselben selten rein intonirt und recht gestimmet befunden werden, darzu gebrauchen. Zu den tieffen Bässen aber nimbt man allezeit eine doppel Fagott oder doppelPommer, oder QuartPosaun, wie denn auch zu den rechten gemeinen Bässen, do das image uff der vierdte Linie also clavirt, eine QuartPosaun allzeit muß gebraucht werden. Die OctavPosaun aber, und die gar grosse Sub- oder Contrabaß Violen können nicht wol aus den gar tieffen Bässen musicirt werden. Sintemal es inen etwas frembd und ungeübt an- und vorkömpt. Derowegen muß man dieselbe in Epidiapason in die Octav drüber abschreiben. Also, daß das image oben von der sechsten oder fünfften Lini abgenommen, und uff die mittelste oder dritte, oder auch uff die vierdte Lini von unten an zu rechnen, gesetzt werde. So kömpt es dem Instrumentisten gar recht und wol zu gebrauchen.

Als zum Exempel,


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Dieses letzte kompt nun uff den gar groben Instrumenten im rechten Thon zu blasen. Und ist gleichwol eine Octav tieffer.

Wenn auch etwa in einem Chor, fünff oder auch gleich nur vier Stimmen seyn, und der Tenor oder Quintus hat das image uff der vierden Linien, do denn offt das Γ-ut oder A-re alß eine Quint uber den Bass einfallen, und solche Quinten unten in der tieffen, etwas wiederig resoniren, wenn sie nicht sonderlich moderirt werden. So kann man dieselbe Stimme nicht so gar mit vollem Halse herauß schreien, oder aber in Octava superiore singen, oder Instrumento quodam musiciren, nach dem es sich schicken wil. Welches dann auch eben so wol in acht zunemen, wenn mit eittel Instrumenten (wie itzo sol angezeigt werden) musiciret wird, also das man in denselben Instrumenten, die die untere Stimme negst dem Bass (so sonsten Barytonus, Vagans, Quintus oder Sextus genennet wird) agiren, eine moderation braucht, darmit sie mit dem gar zu starcken Thon und laut der Quinten, das Fundament im Bass nicht verderben. Oder auch im final lenger nach dem Bassisten außhalten, welches etliche Tenoristen sehr im brauch haben, was es aber vor einen ubel Klang von sich gibt, dasselbe kann besser mit dem Ohren gehört, alß mit den Augen gesehen werden.

Man kann aber die Posaunen, Fagotten oder Dolcianen, und Pommern oder Bombarden auch in andern gemeinen Clavibus, so sonsten uff Violen- Flöitten- unnd MenschenStimmen-Chor gerichtet seyn, folgender Massen adhibiren und gebrauchen.


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Mit 5. Dolcianen, Pommern oder Posaunen in quarta inferiore.


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Mit 6. Posaunen, Fagottten oder Pommern.


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Hierbey ist dieses zumercken, das zu solchen grossen tieffen Bass-Instrumenten, alß Pommern, Fagotten oder Dolcianen und Posaunene sich keine Cantiones besser


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schicken und accomodiren, alß die so ad HypoDorium (daß ißt bey uns Secundus Modus) gesetzet seyn, und dann ad HypoIonicum daß ist bey uns Duodecimus Modus, sonsten Quintus oder Sextus Tonus genant.


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Und diese beyderley, so wol auch die Ersten beyde in HypoIonico, können mit 6 Krumbhörnern in secunda superiore (umb ein Thon höher) musicirt werden.

Nachfolgendes aber wird mit Krumbhörnern im rechten Thon, Mit Fagotten, Pombarden und Posaunen aber in Quinte inferiore.


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Diese vorhergehende, können mit 6 Dolcianen, oder 6 Pombarten, oder 6 Posaunen gemacht werden. Ob man nun wol solche Clavirte Cantiones umb eine Octava niedriger machen könte, dieweil man in dem Doppel-Quint Fagot und Doppel-Groß Bass Pommert im untersten Clave das FF uff 12 Fueß Orgelmacher Thon, In den Octav-Posaunen noch uber dieses das EE, DD und zur noth CC von 16 Fueß Thon, haben kan. Jedoch, dieweil es in solcher grosser Tieffe, nicht allein wegen der groben Tertien und Quinten gar ein wiedrigen, unanmütigen Sonum gibt (wie hier von in Secundo Tomo), sondern auch unten in den vier Schlüsseln der grossen Bass-Pommern, und Fagotten, nicht so gar wol mit geschwinden Noten fort zu kommen ist. Demnach ist es besser und gantz bequem, die, uff solche und dergleichen Claves Signatas gesetzte Moteten, Concerten, Sonaten und Canzonen umb eine Quart oder Quint tieffer zu machen, Also, wie unter den Clavibus Signatis verzeichnet. Wie dann solches auch ebener massen uff gar Grossen UnterBass- und Bass-Violen, do der Violn de Gamba-Bass zum Discant gebraucht wird, kann zu wege bracht werden.


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Dieweil aber alle und jede uff der gemeinen Tenor-Posaun das g' und a' lamire, im Alt, viel weniger uffm Chorist-Fagot, und also in der 1. Stimme alß dem Cantu, wenn er in Quarta oder Quinta inferiore, alß ein Alt geblasen werden sol, nicht erreichen können, so muß man dieselbe Stimme, entweder mit einer Alt-Posaun, oder Zingel Corthol, das ist ein kleinen Cantus-Fagot musiciren, oder aber Voce humana von eim Altisten singen lassen. Es muß aber in der Composition vor allen dingen dahin gesehen werden, das in einer jeden Stimme die Noten uber die Octav nicht viel ascendiren. Denn obwohl etliche Instrumentisten uff Chorist Fagotten, bis ins g'', uff Tenor-Posaunen biß ins a', und noch höher bißweilen hinauff kommen können, So ist es doch in gemein allen nicht gegeben, sondern müssen in den Fagotten im d', in den Posaunen im e‘, und zum höchsten im a‘, commoriren und verbleiben. So müssen auch die Barytoni, oder Vagant-Stimmen (das ist Quintus) deren Clavis Signata image uff der dritten, alß der mittlern Lini stehet, nicht tieffer alß biß ins c gesetzet seyn.

Zu solchen Clavibus Signatis, schicken sich auch gar sehr wol, die Violen de Gamba, sonderlich, wenn es umb eine Quart oder Quint niedriger gemacht wird.

Mit 3 Posaunen Und 3 Bass-Pommern oder Fagotten. In Quarta inferiore vel Quinta.


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Mit 4 Posaunen, und 4 Dolcianen oder Fagotten eine Quarta niedriger.


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Diesen 1. Chor, kan man auch wol mit andern Instrumenten machen.

V. Corna muti Storti.
Krumbhörner Chor.


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Dieses muß uff den Krumbhörnern also transponirt werden. In Quarta inferiore.

Der Bass kan eine Octav erreichen. Die andere Stimmen aber, alß der Cantus, Alt, Tenor in den Krumbhörnern, gar schwehrlich, ohn die Schlüssel. Sonsten haben sie nur 6 Claves natürlich. Wie in Tomo Secundo mit mehrern.


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Wenn aber der Cantus image mollis ist, alß in HypoIonico, so mus es in Secundam Superiorem, das ist umb einen Thon höher transponirt, und also uff den Krumbhörnern gemacht werden.


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Und zu solchen Krumbhörner Choren schickt sich am aller besten, MyxoLydius (ist bey uns Septimus Modus) in Quartam (non in quintam) transpositus. Item HypoMyxoLydius Regularis (ist OctavusModus). HypoIonicus transpositus accommodirt sich zwar auch darzu, aber nicht per se, sondern, wenn er, wie in vorigen Schemate zu sehen, in Secundam superiorem transponirt wird, und dem MixoLydio in Quartam transposito gleich wird.

VI. Schalmeyen Chor.

Zun Schalmeyen wollen sich, gleich wie zu den Krumbhörnern, nicht alle sachen schicken. Auß denen, im Andern Tomo folio 37 angezogenen Ursachen. Daselbsten dann auch angezeigt worden, was vor Modi sich darzu am besten schicken. Es rührt aber alle difficultet und incommoditett daher, daß die Sorten fast in allerley Instrumenten Accorten durch Quinten voneinander gestimmet seyn, welchem allem leicht abzuhelffen, wenn etliche, durch Quarten von einander gestimbte Instrumenta, vorhanden


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sein möchten. Inmassen an vorgedachtem Ort mit mehrerm erinnert worden. Je höher und kleiner nun die Schalmeyen oder dergleichen Instrumenta seyn, je frembder unnd weiter sie vom rechten Thon abweichen, dahero in der Discant-Schalmey das f im rechten Thon nicht zufinden, sonder das image, und also nicht das fa sonder das mi. Derowegen dann notwendig ein Cantus fictus darbey verhanden sein muß.


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Die gewöhnlichste beste Art ist, das man die Kackende Discant-Schalmey bleiben lest, und allein die 2. 3. 4. 5. Art und Sorten der Pommern von unten an zurechnen (wie sie in Tomo Secundo folio 22 Notirt seyn) zu einem Accort, alß hierbey verzeichnet, gebrauchet. So kompt es just umb eine Quart nidriger.


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VII. Lauten-Chor.

Einen Lauten-Chor nenne ich, wenn man Clavicymbel oder Spinetten, Instrumenta pennata (sonsten in gemein Instrument genannt) Theorben, Lauten, Bandoren, Orpheoreon, Cithern, eine grosse Bass-Lyra, oder was und so viel man von solchen unnd dergleichen Fundament-Instrumenten zuwege bringen kan, zusammen ordnet. Darbey denn eine Bass-Geig sich wegen des Fundaments nicht ubel schickt. Welcher Chor droben fol. 5 ein Englisch Consort ist genennet worden, und wegen anrührung der vielen Säyten gar ein schönen effectum machet, und herzlichen lieblichen Resonantz von sich gibt. Inmassen ich denn einßmahls die herzliche aus dermassen schöne Motetam des trefflichen Componisten Iaches de Werth, Egressus Jesus, à 7 vocum, mit 2 Theorben, 3 Lauten, 2 Cithern, 4 Clavircymblen und Spinetten, 7 Violen de Gamba, 2 Quer-Flöitten 2 Knaben, 1 Altisten und einer grossen Violen (Bass-Geig) ohne Orgel oder Regal musiciren lassen. Welches ein trefflich-prechtigen, herrlichen Resonantz von sich geben, also, das es in der Kirchen wegen des Lauts der gar vielen Säiten fast alles geknittert hat.

Beym III. Chor ist noch dieses zu mercken, das es gar anmütig zuhören, wenn man bißweilen den Cantus und Tenor allein mit einander singen, den Alt und Bass aber aussen, oder mit Instrumenten darzu musiciren lasse. Welches, weil der Cantus und Tenor meistentheils in Sexten miteinander fortgehen, ein guten effectum macht. Wie in der præfation Polyhymniæ Panegyricæ im General-Bass mit mehrerm zuvernemen.


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